FRANKFURT (dpa-AFX) - Die IG Metall hat den Auftakt der Tarifverhandlungen in der Mittelgruppe mit einer großen Protestaktion begleitet. Rund 500 Menschen haben am Verhandlungshotel im hessischen Dietzenbach für 7 Prozent mehr Geld und mehr Zeitsouveränität demonstriert. Auszubildende sollen mit einer Pauschale von 170 Euro überproportional bedacht werden, verlangt die Gewerkschaft auch im Tarifgebiet Mitte für rund 380.000 Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie in den Ländern Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland.

IG-Metall-Verhandlungsführer Jörg Köhlinger warf den Arbeitgebern "rein taktisch motiviertes Gejammer" vor. Die Energie- und Lebenshaltungskosten seien für die Menschen weiterhin hoch und die Einmalzahlungen aus dem vergangenen Tarifabschluss aufgebraucht. "Deshalb benötigen die Beschäftigten mehr Geld." Für ihre Forderung habe die Gewerkschaft die wirtschaftliche Situation der Betriebe und der Beschäftigten sehr genau analysiert. Die Arbeitskosten machten nur 16 Prozent der Gesamtkosten aus. "Die Metallerinnen und Metaller sägen sicherlich nicht am Ast, auf dem sie sitzen!"

Der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Ralph Wangemann, nannte die Lage der Industrie "besorgniserregend". Der Produktionsabstand zum Vorkrisenniveau von 2018 liege bei minus 15 Prozent. Steigende Kurzarbeit und Personalabbau seien Folgen dieser Entwicklung. Wangemann sagte: "Vor diesem Hintergrund hat die Gewerkschaft mit 7 Prozent die dritthöchste Forderung der letzten Jahre aufgerufen, trotz Produktionseinbruch und den Herausforderungen des Strukturwandels und der Investitionsbedarfe für die Energiewende. Wir halten diese Forderung für völlig unrealistisch, sie würde die aktuelle Wettbewerbs- und Investitionskrise noch weiter verschärfen."

Wie erwartet blieb die erste Runde ohne Ergebnis. Eine Fortsetzung der Gespräche wurde für den 18. Oktober in Sulzbach vereinbart. Die Friedenspflicht endet am 28. Oktober. Danach sind Warnstreiks möglich./ceb/DP/ngu