BERLIN (dpa-AFX) - "Berliner Zeitung" zum Tag der Einheit:

"Vielleicht wäre der Unterschied zwischen dem, was bei dem Fest zum Jahrestag eine Rolle spielte, und dem Gefühl vieler Menschen nicht so ins Auge gefallen, wenn der Jahrestag nicht zufällig auf einen Montag gefallen wäre. Seit Wochen schon gibt es montags wieder Demonstrationen. Allerdings sind es ganz andere Kundgebungen als 1989, als DDR-Bürger gegen das autoritäre Regime protestierten. Damals ging es um Demokratisierung, Reisefreiheit, ein Ende des Stasi-Unterdrückungsapparats. Heute geht um - ja, was eigentlich? Man kann es nicht immer so genau sagen, weil rechte und linke Gruppen um die Deutungshoheit kämpfen und auch das, was die Teilnehmer angeben, sehr unterschiedlich ausfällt. Den meisten, die hier mitlaufen, geht es wohl um ganz banale Dinge: die nächste Heizkostenabrechnung, den Job, die hohen Preise. Es sind Sozialproteste, aber nicht unbedingt, weil es den Menschen sehr schlecht ginge. Es scheint mehr die Angst zu sein, dass es ihnen bald sehr schlecht gehen könnte."/ra/DP/he