LONDON (dpa-AFX) - Die britische Regierung will einem Zeitungsbericht zufolge eine Ankündigung von Premierministerin Liz Truss wahr machen und neue Solaranlagen auf Agrarflächen verhindern. Umweltminister Ranil Jayawardena habe seine Beamten angewiesen, die Definition von wertvollem Agrarland auszudehnen, berichtete die Zeitung "Guardian" am Montag unter Berufung auf Regierungsquellen. Damit wolle Jayawardena die Lebensmittelproduktion ankurbeln. Umweltaktivisten und Energieexperten kritisierten das Vorhaben.

Agrarland wird in England in fünf Kategorien unterteilt. Bisher sind Flächen der Kategorien 1 bis 3a für die landwirtschaftliche Nutzung vorgesehen. Der Minister wolle, dass auch die Kategorie 3b der Landwirtschaft vorbehalten sei, auf der die Mehrheit der Solaranlagen gebaut wird, hieß es in dem Bericht. Damit würden Solarparks von 58 Prozent der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche in England verbannt.

Premierministerin Truss hatte den Anblick von Solaranlagen auf Ackerland wiederholt kritisiert. Auf dem Parteitag ihrer Konservativen Partei in der Vorwoche zählte sie Klimaaktivisten zu einer Liste von Feinden einer "Anti-Wachstums-Koalition".

Jayawardenas Pläne stießen auf scharfe Kritik. Der Chef des Branchenverbands Solar Energy UK, Chris Hewett, sagte: "Solarenergie ist die Antwort auf so viele Bedürfnisse und politische Forderungen: Sie wird Energierechnungen senken, Energiesicherheit gewährleisten, Wachstum ankurbeln und die ländliche Wirtschaft unterstützen." Jayawardenas Widerstand gegen Solarfarmen mache ihn selbst zum Teil der "Anti-Wachstums-Koalition", sagte Hewett. Dustin Benton von der Denkfabrik Green Alliance sagte, es sei seltsam, die Einstufung von wertvollem Agrarland neu zu definieren, nur um Solaranlagen zu verhindern. Vielmehr sei der Ausbau der Erneuerbaren angesichts stark steigender Kosten für Erdgas unumgänglich./bvi/DP/stw