BERLIN (dpa-AFX) - Patientenschützer fordern angesichts steigender Corona-Infektionszahlen, die Bürgertests wieder kostenlos anzubieten. "Es gilt, dem Stochern im Nebel beim Infektionsgeschehen ein Ende zu setzen", sagte der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Freitag). Die Bundesregierung habe insbesondere aus Kostengründen das Testangebot "fahrlässig runtergefahren". "Damit wurde das aussagekräftige Corona-Radar abgeschaltet", kritisierte Brysch. "Der Bundesgesundheitsminister ist gefordert, die kostenlosen Bürgertests sofort wieder einzuführen", forderte er. Auch der Zugang zu PCR-Tests müsse wieder erleichtert werden.

Bürgertests sind seit Ende Juni nicht mehr für alle gratis, sondern nur noch für bestimmte Risikogruppen und Anlässe. Zu weiteren Anlässen wie vor Veranstaltungen in Innenräumen sind sie mit drei Euro Zuzahlung zu haben. Die vom Robert Koch-Institut ausgewiesene Zahl der Neuinfektionen war zuletzt stark angestiegen. Experten gehen zudem von vielen nicht erfassten Fällen aus - vor allem weil viele Infizierte keinen PCR-Test mehr machen und so nicht in die Statistik eingehen.

Wegen der stark steigenden Zahlen ist auch eine Debatte im Gange, ob in Innenräumen wieder Masken getragen werden sollte. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wirbt dafür und ruft die Länder auf, die gesetzlichen Möglichkeiten dazu zu nutzen. Bundesweit gilt eine FFP2-Maskenpflicht in Kliniken, Pflegeheimen, Arztpraxen und Fernzügen. In Flugzeugen fiel sie weg.

Der Präsident der Diakonie, Ulrich Lilie, kritisiert allerdings die Maskenpflicht in Pflegeheimen. "Das ist eine geradezu obszöne politische Entscheidung", sagte der Chef der evangelischen Wohlfahrtsorganisation dem RND. "Diese Menschen leben dort mit sehr hohen Impfquoten und Schutzstandards, das Pflegeheim ist ihre Wohnung. Mir wäre nicht bekannt, dass anderen Bevölkerungsgruppen vorgeschrieben wird, in ihren Wohnungen eine Maske zu tragen", sagte Lilie./shy/DP/zb