Konjunkturentwicklung Bauhauptgewerbe: Tiefbau stabil, Wohnungsbau

stürzt weiter ab

Berlin (ots) - Die heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen zu

den Auftragseingängen im Bauhauptgewerbe Juli 2024 kommentiert Felix Pakleppa,

Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe:

"Die zweigeteilte Konjunkturentwicklung im Bauhauptgewerbe setzt sich fort: Im

Hochbau, insbesondere im Wohnungsbau, fehlen seit Monaten Impulse. Im Tiefbau

halten die Energie- und Mobilitätswende die Nachfrage am Laufen.

Bei der Umsatzentwicklung im Wohnungsbau trifft uns jetzt die seit über zwei

Jahren anhaltende Nachfrageschwäche hart. Monat für Monat sinken die Umsätze

immer weiter. Im Juli haben wir zum Vorjahr wieder ca. 10 Prozent verloren.

Insgesamt bedeutet das von Januar bis Juli bereits 1,7 Mrd. Euro weniger Umsatz

(minus 12 Prozent).

Die aktuellen Daten bei den Baugenehmigungen führen diesen Trend fort. Allein

bis Juli wurden 32.500 Wohnungen weniger genehmigt als im Vorjahresmonat. Im

gesamten Jahr 2023 hatten wir gegenüber 2022 fast 100.000 weniger Genehmigungen.

Ein Blick auf die Order bestätigt den Einbruch, wo nicht einmal das niedrige

Niveau aus dem Vorjahr gehalten werden kann. Von Januar bis Juli gingen die

Wohnungsbauaufträge im Vorjahresvergleich noch einmal um fast 6 Prozent zurück.

Es wird für die Unternehmen im Wohnungsbau immer schwieriger, ihre Kapazitäten

zu halten. Da hilft auch kein Verweis auf die Umsetzung der Maßnahmen aus dem

Koalitionsvertrag. Nicht dieser ist hier Maßstab, sondern die Realität auf dem

Wohnungsmarkt. Die von der Bundesregierung richtigerweise angestrebte Zahl von

400.000 neuen Wohnungen pro Jahr wird in keinem Jahr dieser Legislaturperiode

annähernd in Sichtweite kommen. In diesem Jahr werden wir auch keine 300.000

Wohnungen mehr fertigstellen können. Wenn wir hier die Kurve kriegen wollen,

muss die Bundesregierung bei ihrer Förderpolitik von den ambitionierten

Energieeffizienzstandards Abstand nehmen. Bauen muss wieder bezahlbar werden.

Bauwillige brauchen eine belastbare Zinsstütze für den EH 55-Standard. Für die

Branche wichtig sind vereinfachte Anforderungen, wie sie der Gebäudetyp E

verspricht, und ein 5-Jahres-Moratorium für kostensteigernde Normen.

Anders sieht es glücklicherweise im Tiefbau aus. Hier liegen die Order bis Juli

um sieben Prozent höher als im Vorjahr, im Wirtschaftstiefbau um gut 1,4 Mrd.

Euro über dem Vorjahresniveau (+11 Prozent). Der Ausbau der Energienetze, des

Schienennetzes und des schienengebundenen ÖPNV schlagen sich hier nieder. Diese

Projekte sind nachhaltig angelegt. Wir werden hier in den nächsten Monaten

weiter eine positive Umsatzentwicklung sehen.

Auch die Investitionen der öffentlichen Hand in den Tiefbau fallen höher aus als

im Vorjahr. Die Order liegen per Juli um 4,0 Prozent über dem Vorjahresniveau.

Bis Juli liegen die Umsätze im Tiefbau insgesamt um gut zwei Milliarden Euro

über dem Vorjahresniveau (+12 Prozent)."

Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes zur Konjunkturentwicklung in den

Betrieben des Bauhauptgewerbes mit mehr als 20 Beschäftigten erreicht der Umsatz

im Bauhauptgewerbe im Juli 10,7 Mrd. Euro (+4 Prozent), davon entfielen auf den

Hochbau 5,2 Mrd. Euro (-3,3 Prozent) und den Tiefbau ca. 5,5 Mrd. Euro (+12

Prozent). Von Januar bis Juli erreichte der Umsatz im Bauhauptgewerbe ca. 59

Mrd. Euro, was knapp unter dem Vorjahreswert liegt (-0,2 Prozent). Im Hochbau

wurden ca. 30 Mrd. Euro umgesetzt (-7 Prozent), im Tiefbau ca. 29 Mrd. Euro (+8

Prozent).

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