Wirtschaft investiert wieder mehr in Forschung und Entwicklung

Berlin (ots) - Insgesamt haben sich die internen FuE-Aufwendungen der

Unternehmen in Deutschland im Jahr 2021 gegenüber dem schwachen Vorjahr um knapp

6 Prozent erhöht. Besonders hohe Wachstumsraten zeigen Informations- und

Kommunikationsdienstleistungen sowie Life Sciences. Absolut legte die

Automobilindustrie am stärksten zu. Dies zeigen erste Trendzahlen aus der

FuE-Befragung, die der Stifterverband jährlich im Auftrag des Bundesministeriums

für Bildung und Forschung durchführt.

Im Jahr 2021 haben die Unternehmen in Deutschland für eigene,

unternehmensinterne Forschung und Entwicklung 75,2 Milliarden Euro ausgegeben.

Das ist ein Anstieg von 5,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch die Ausgaben

für Forschungsaufträge haben sich erhöht. Häufig angewiesen auf Wissen und

Dienstleistungen anderer, vergeben Unternehmen Forschungs- und

Entwicklungsaufträge an andere Unternehmen oder Hochschulen und

Forschungseinrichtungen im In- und Ausland. Im Jahr 2021 belief sich die Summe

dieser externen FuE-Ausgaben auf 26,1 Milliarden Euro - eine Steigerung um 14

Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dies sind Ergebnisse erster Trenddaten aus der

Erhebung zu Forschung und Entwicklung (FuE) im Wirtschaftssektor, die die

Wissenschaftsstatistik im Stifterverband jährlich durchführt.

Welche Bedeutung Forschung und Entwicklung für eine Volkswirtschaft hat, zeigt

die FuE-Intensität, der Anteil der internen FuE-Aufwendungen von Staat,

Hochschulen und Wirtschaft am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Die Bundesregierung

hat als Zielmarke für das Jahr 2025 einen Anteil von 3,5 Prozent formuliert. Im

Jahr 2021 investierte Deutschland 3,13 Prozent seines BIP in Forschung und

Entwicklung (vorläufige Daten). Die Wirtschaft allein kommt auf einen Anteil von

2,09 Prozent, Hochschulen und Staat von 1,05 Prozent. (Aufgrund von

Rundungsabweichungen ergeben die Werte nicht die aggregierte Summe.) Gegenüber

dem Vorjahr blieb der Wert damit unverändert, im Jahr 2019 lag er dagegen noch

bei 3,17 Prozent. Im internationalen Vergleich zählt Deutschland hinsichtlich

der FuE-Intensität zwar zu den starken Ländern, aber nicht zur Spitzengruppe.

Diese wird etwa von Ländern wie Südkorea, Israel und Schweden gebildet, die

bereits FuE-Intensitäten von 3,5 Prozent und mehr erreicht haben.

Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger: "Es ist eine gute Nachricht,

dass die Ausgaben für Forschung und Entwicklung in allen Sektoren merklich

gestiegen sind. Allerdings nicht genug, um auch die Quote von 3,13 Prozent zu

steigern. Das muss uns anspornen, die finanziellen Anstrengungen gerade in

herausfordernden Zeiten noch zu erhöhen. Schließlich ist mehr Geld für Forschung

und Entwicklung nicht nur eine Investition in die Zukunft, sondern auch zur

Bewältigung aktueller und künftiger Krisen. Mit der Zukunftsstrategie Forschung

und Innovation schaffen wir das nötige Fundament für die Umsetzung zentraler

Forschungs- und Entwicklungsvorhaben der Bundesregierung. Zudem bekräftigen wir

damit das ambitionierte 3,5-Prozent-Ziel."

Ein Blick in die einzelnen Branchen zeigt: Das prozentual stärkste Wachstum der

internen FuE-Aufwendungen vollzog sich in der Informations- und

Kommunikationsbranche. Sie investiert fast 9 Prozent mehr als im Vorjahr und ist

somit einer der Treiber des Wachstumskurses. Damit übersteigen hier die

Aufwendungen für unternehmensinterne Forschung und Entwicklung bereits das

Engagement der Chemischen Industrie, obwohl auch diese überdurchschnittlich hohe

Steigerungsraten vorweist. Bei Dienstleistern für wissenschaftliche Forschung

und Entwicklung, in denen sich auch Unternehmen finden, die Impfstoffentwicklung

betreiben, zeigen sich die Effekte der Pandemie: Mit mehr als 3,5 Milliarden

Euro werden allein hier etwa halb so viel wie im gesamten deutschen Maschinenbau

für interne FuE aufgewendet - eine Steigerung um mehr als 14 Prozent.

Im verarbeitenden Gewerbe ist ein Jahr nach Beginn der Pandemie wieder eine

deutliche Erholung in den Trenddaten festzustellen. Unter anderem investierte

die Automobilindustrie 2021 wieder mehr als 25 Milliarden Euro in interne FuE

und damit gut 1,4 Milliarden Euro mehr als im Vorjahr. Allerdings konnte die

Branche den historischen Rückgang aus dem Jahr 2020 noch nicht aufholen. Die

internen FuE-Aufwendungen liegen 2,4 Milliarden Euro unter dem Wert von 2019.

Dies wirkt bestimmend für das gesamte Innovationssystem, denn gut 34 Prozent der

internen FuE-Aufwendungen aus dem Wirtschaftssektor stammen in Deutschland aus

der Automobilindustrie.

Martin Brudermüller, Vorstandsvorsitzender der BASF SE und Vizepräsident des

Stifterverbandes: "Dass trotz Pandemie die FuE-Aufwendungen wieder derart

steigen, ist ein Zeichen für die große strategische Bedeutung von

Innovationsprozessen. Es belegt auch die Erkenntnis, dass die Herausforderungen

unserer Zeit nur mit massiven Investitionen in neues Wissen bewältigt werden

können. Jedoch ergeben sich im aktuellen Jahr 2022 durch den Ukraine-Krieg und

die damit in Verbindung stehende Energiekrise neue unerwartete Zusatzbelastungen

für die Unternehmen. Deshalb muss alles getan werden, Unternehmen zu entlasten,

damit auch künftig FuE-Aktivitäten weiter ausgebaut werden können."

Trotz des starken Wachstumskurses der FuE-Aufwendungen verlief die Entwicklung

beim Personal eher verhalten. Berücksichtigt man alle Voll- und

Teilzeitbeschäftigte sowie jene Personen, die nur zeitweise forschen und

entwickeln, kommt man im Jahr 2021 rechnerisch auf 477.000 Vollzeitstellen und

damit auf ein Plus von 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit gibt es in

deutschen Unternehmen so viele Forscher und Entwickler wie noch nie.

Überdurchschnittliches Wachstum zeigen hier pandemiebedingt etwa

Programmiertätigkeiten und die pharmazeutische Industrie.

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