Studie von Roland Berger und dem BDI: Rohstoffabhängigkeiten sind

Milliardenrisiko für die deutsche Wirtschaft, abgestimmtes

Maßnahmenbündel zur Reduzierung der Abhängigkeiten nötig (FOTO)

München (ots) -

- Bei 23 kritischen Rohstoffen besteht hohe bis sehr hohe Abhängigkeit von

einzelnen Ländern, Tendenz häufig steigend

- 115 Milliarden Euro Wertschöpfung bedroht, wenn China als Hauptzulieferer bei

Lithium und lithiumhaltigen Produkten ausfiele

- Dekarbonisierung und Digitalisierung treiben Bedarf weltweit; eigene

Produktion, Partnerschaften und Kreislaufwirtschaft müssen ausgebaut werden

Deutschlands Industrie zählt zu den weltweit größten Verbrauchern von

mineralischen Rohstoffen. Dass der Großteil davon aus einigen wenigen Ländern

importiert wird, birgt ein zunehmendes Risiko für die sichere Versorgung und

damit für die Grundlage von Wachstum und Wohlstand. Würde zum Beispiel China als

Hauptlieferant von Lithium und Lithium-Produkten wie Akkus ausfallen, drohte der

deutschen Industrie ein Verlust von Wertschöpfung in Höhe von bis zu 115

Milliarden Euro, davon allein 42 Milliarden in der Autoindustrie. Zu diesem

Ergebnis kommen Experten von Roland Berger und dem BDI in ihrer gemeinsamen

Studie "Wege aus der Abhängigkeit - wie Deutschland die Rohstoffe für eine

zukunftsfähige Wirtschaft sichert". Neben dem Extrembeispiel Lithium zeigen die

Autoren auch anhand anderer Beispiele, wie wichtig eine umfassende politische

Strategie für die sichere Versorgung mit kritischen Rohstoffen ist, zumal der

Bedarf weiter steigt. Sie empfehlen daher ein Bündel an Maßnahmen wie die

Stärkung der heimischen Rohstoffförderung und -verarbeitung, die

Diversifizierung der Lieferländer sowie technologische Innovationen, zum

Beispiel den Auf- und Ausbau einer Kreislaufwirtschaft.

"Die Zukunftsfähigkeit der deutschen Industrie ist maßgeblich von einer

gesicherten Rohstoffversorgung abhängig, da diese für Schlüsseltechnologien

relevant ist", sagt Marcus Berret, Global Managing Director bei Roland Berger.

"Ohne diese sind weder die Wende zur E-Mobilität noch die Energiewende möglich.

Im Gegenteil: Durch Transformationen wie die Dekarbonisierung und die

Digitalisierung steigt die Nachfrage nach bestimmten Rohstoffen weltweit

massiv." So prognostiziert die internationale Energieagentur IEA bis 2040 einen

Anstieg des globalen Lithiumbedarfs um das 42-fache gegenüber 2020. Ähnliches

gilt für Grafit (25x), Kobalt (21x), Nickel (19x) und Mangan (8x).

"Die teilweise problematisch hohe Abhängigkeit der deutschen Industrie von

Rohstoffimporten aus einzelnen Ländern ist hinlänglich bekannt", sagt

BDI-Präsident Siegfried Russwurm. "Trotz aller Bemühungen, sie zu reduzieren,

hat sie in den vergangenen Jahren sogar noch zugenommen, wie unsere Studie

zeigt."

Die Autoren haben für 48 kritische Rohstoffe die Importkonzentration berechnet,

ein Maß für die Abhängigkeit von einzelnen Lieferländern: Im Jahr 2023 war diese

demnach bei 23 Rohstoffen hoch bis sehr hoch und ist bei zehn dieser Rohstoffe

sogar gestiegen. So bezog Deutschland 2014 noch 32 Prozent seiner Importe von

Seltenen Erden aus China, 2023 waren es bereits 69. Bei Germanium stieg der

chinesische Anteil von 23 auf 40 Prozent, bei Bismut sogar von 24 auf 95

Prozent.

Abhängigkeiten haben zugenommen, vor allem von China

Betrachtet man nicht nur die Rohstoffe selbst, sondern auch daraus hergestellte

Produkte, verschärft sich das Bild nochmals. Beispiel Lithium: Zwar ist die

Importkonzentration bei Lithiumkarbonat gesunken, doch bei weiterverarbeiteten

Lithiumprodukten wie Akkus und Batterien steigt sie schnell und stark an. So

importierte Deutschland 2014 noch 18 Prozent seiner Lithium-Akkus aus China,

heute sind es bereits 50 Prozent.

Sollte es - etwa durch Handelskonflikte - zu einem Totalausfall von China als

Lieferant kommen, wären insgesamt gut 80 Prozent des deutschen Imports von

Lithium und Lithium-Produkten betroffen. Allein im Automobilsektor sind 34

Prozent der Wertschöpfung oder 52 Milliarden Euro auf lithiumhaltige Produkte

angewiesen; somit wären hier 42 Milliarden Euro Wertschöpfung in Gefahr. Durch

die direkten und abgeleiteten Auswirkungen auf die Automobilindustrie entstünde

gar ein volkswirtschaftlicher Schaden von rund 88 Milliarden Euro. Werden zudem

Auswirkungen in anderen Sektoren des verarbeitenden Gewerbes berücksichtigt,

ergibt sich ein gesamtwirtschaftlicher Schaden von 115 Milliarden Euro.

Deutschland hat sein eigenes Potenzial noch nicht ausgeschöpft

"Das Beispiel Lithium zeigt besonders drastisch, wie groß die Risiken einer

Abhängigkeit von einzelnen Lieferländern sind", führt Berret weiter aus. "Aber

auch bei anderen kritischen Rohstoffen sieht es kaum besser aus. Darum ist es

höchste Zeit, Maßnahmen zu ergreifen und mit einer neuen, wirksamen

Gesamtstrategie gegenzusteuern." Diese müsse auf drei Säulen stehen: Zum einen

solle die heimische Rohstoffförderung und -verarbeitung gestärkt werden.

Deutschland schöpfe zum Beispiel bei Lithium sein Potenzial bisher nicht aus.

Dafür brauche es unter anderem politische und regulatorische Planungssicherheit,

staatliche Investitionen sowie finanzielle und steuerliche Anreize.

Die zweite Säule ist die Diversifizierung der Lieferländer, etwa durch Aufbau

neuer und Vertiefung bestehender Rohstoffpartnerschaften. Zudem sollte

Deutschland eng mit unterschiedlichen Abnehmerländern zusammenarbeiten, um

Synergien zu nutzen und gemeinsame Standards sowie Strategien zu entwickeln.

Als dritte Maßnahme für mehr Resilienz der Rohstoffversorgung nennen die

Studienautoren technologische Innovationen wie etwa den zügigen Aufbau der

Kreislaufwirtschaft. Während die meisten metallischen Rohstoffe beliebig oft

recycelt werden können, müssen für andere Rohstoffe noch entsprechende

Recyclingtechnologien entwickelt werden. Daher sind Investitionen in Forschung,

Entwicklung und Transfer von Schlüsseltechnologien im Bereich der

Kreislaufwirtschaft nötig.

"Auf Basis dieser drei Hebel muss Deutschland schnell konkrete Maßnahmen

umsetzen, um die Abhängigkeit von einzelnen Ländern wirksam zu reduzieren"

schließt Russwurm. "Denn von der Verfügbarkeit dieser Rohstoffe hängt die

Zukunft der deutschen Wirtschaft ab."

Die vollständige Studie können Sie hier herunterladen: https://ots.de/v9C8fa

Über Roland Berger

Roland Berger ist eine weltweit führende Strategieberatung mit einem breiten

Leistungsangebot für alle relevanten Branchen und Unternehmensfunktionen. Roland

Berger wurde 1967 gegründet und hat seinen Hauptsitz in München. Die

Strategieberatung ist vor allem für ihre Expertise in den Bereichen

Transformation, industrieübergreifende Innovation und Performance-Steigerung

bekannt und hat sich zum Ziel gesetzt, Nachhaltigkeit in all ihren Projekten zu

verankern. Im Jahr 2023 verzeichnete Roland Berger einen Umsatz von über einer

Milliarde Euro.

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