KfW-Klimabarometer: Deutsche Unternehmen investieren 55 Mrd. EUR in

den Klimaschutz

Frankfurt am Main (ots) - · Neue repräsentative Befragung von KfW Research zum

Investitionsverhalten deutscher Unternehmen auf dem Weg zur Klimaneutralität

· Jedes vierte Unternehmen 2021 mit Klimaschutzinvestitionen in Deutschland

· Deutliche Steigerung nötig, um Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen

· Nur zehn Prozent der Unternehmen streben bisher Klimaneutralität an

Das Ziel der Klimaneutralität Deutschlands erfordert umfangreiche Investitionen

in allen Wirtschaftssektoren. Dies ist nicht nur klimapolitisch geboten, sondern

angesichts der fossilen Energiekrise auch ein wichtiger strategischer Schlüssel

für die künftige Energiesicherheit. Vor diesem Hintergrund hat KfW Research mit

dem KfW-Klimabarometer eine neue Unternehmensbefragung konzipiert, die die erste

und bislang einzige repräsentative Datenbasis für das Investitionsverhalten

aller deutschen Unternehmen - vom Kleinstunternehmen bis zum Großunternehmen -

auf dem Weg zur Klimaneutralität liefert. Demnach hat die deutsche Wirtschaft im

Jahr 2021 inländische Klimaschutzinvestitionen in Gesamthöhe von 55 Mrd. EUR

getätigt. Davon entfällt jeweils die Hälfte auf den Mittelstand (bis maximal 500

Mio. EUR Jahresumsatz) und die Großunternehmen.

"Jeder achte Euro aller Investitionen des deutschen Unternehmenssektors von 433

Mrd. EUR floss im vergangenen Jahr in Energiewendevorhaben", kommentiert Dr.

Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. "Das sind beeindruckende Summen und

es ist ein guter Anfang, allerdings muss noch mehr passieren. Um

Klimaneutralität in Deutschland bis Mitte des Jahrhunderts zu erreichen, sind

Gesamtinvestitionen von 5 Bio. EUR nötig, durchschnittlich rund 190 Mrd. EUR pro

Jahr. Allein private Unternehmen müssen jährlich Investitionen in Höhe von ca.

120 Mrd. Euro klimafreundlich ausrichten. Das Ambitionsniveau muss sich folglich

in den kommenden Jahren noch mehr als verdoppeln."

Für das laufende Jahr 2022 erwarteten die Unternehmen in der ersten Jahreshälfte

noch weitestgehend stabile Klimaschutzinvestitionen: Mehr als drei Viertel (77

%) derer, die bereits im Jahr 2021 diesbezüglich aktiv waren, gingen zum

Befragungszeitpunkt zwischen Februar und Juni 2022 von einem unveränderten

Investitionsvolumen im laufenden Jahr aus. Weitere 18 % hatten geplant, ihre

Investitionen auszuweiten.

"Die aktuelle Energiekrise hat zwei entgegensetzte Effekte auf die

Investitionsneigung", so Köhler-Geib. "Einerseits setzen die momentan hohen

Energiepreise für fossile Energieträger höhere Anreize für einen Umstieg auf

erneuerbare Energien und eine Verbesserung der Energieeffizienz. Andererseits

führt die extreme Unsicherheit über die wirtschaftlichen Folgen der Energiekrise

dazu, dass Investitionspläne im laufenden Jahr vielfach zurückgestellt oder

aufgegeben werden. Auch Klimaschutzinvestitionen dürften davon betroffen sein."

Das KfW-Klimabarometer liefert auch Informationen zur strategischen Bedeutung

des Themas Klimaschutz in den Unternehmen. So ist die Dekarbonisierung in vielen

Unternehmen als unternehmerische Herausforderung anerkannt: Mehr als die Hälfte

(53 %) der Unternehmen in Deutschland haben zumindest teilweise den Klimaschutz

in der eigenen Unternehmensstrategie verankert. Konkrete

Treibhausgasminderungsziele

(13 %) und die Kenntnis des eigenen CO2-Fußabdrucks (16 %) sind in der Breite

der Unternehmerschaft allerdings bisher die Ausnahme. Größere Unternehmen gehen

hier voran. Klimaneutralität strebt bislang insgesamt nur jedes zehnte

Unternehmen an, auch wenn dieses Ziel in Deutschland bis zum Jahr 2045

flächendeckend erreicht werden soll. Nahezu die Hälfte der Unternehmen (47 %)

kennt das Konzept der Klimaneutralität gar nicht oder hat sich noch nicht näher

damit auseinandergesetzt.

Weitere zentrale Erkenntnisse des KfW-Klimabarometers sind:

- Bei den bereits realisierten Klimaschutzprojekten zeigt sich eine deutliche

Größenabhängigkeit: Mit wachsender Unternehmensgröße nimmt die Häufigkeit

entsprechender Vorhaben zu. Die mit Abstand größte Investitionsneigung zeigen

Großunternehmen, von denen mehr als zwei Drittel (68 %) sich 2021 entsprechend

engagiert haben. Unter den Kleinstunternehmen mit weniger als 5 Beschäftigten

sind es nur 23 %.

- Die allermeisten Unternehmen, die 2021 in Klimaschutz investiert haben, wenden

dafür einen eher überschaubaren Betrag auf. Bei Kleinstunternehmen, die die

Masse der investierenden Unternehmen darstellen, liegt das durchschnittliche

Investitionsvolumen bei 23.000 EUR. Mit der Unternehmensgröße steigen auch die

für Klimaschutzvorhaben eingesetzten Investitionsausgaben. Bei größeren

Mittelständlern (mehr als 50 Beschäftigte und max. 500 Mio. EUR Jahresumsatz)

beträgt es mit 251.000 EUR etwa das 11-fache der Summe, die Kleinstunternehmen

einsetzen.

- Am häufigsten investieren Unternehmen in Maßnahmen zur klimafreundlichen

Mobilität (47 %), gefolgt von Investitionen in die Verbesserung der

Energieeffizienz ihrer Gebäude etwa durch Dämmung oder Einbau von Wärmepumpen

(32 %). Den dritten Platz nehmen Maßnahmen zur Erzeugung oder Speicherung

erneuerbarer Energie ein (27 %).

- Mit Blick auf die Beweggründe der Unternehmen, in den Klimaschutz zu

investieren, zeigt sich: Das wirtschaftliche Kalkül einer Senkung der

Energiekosten steht für die Unternehmen an erster Stelle. Zwei Drittel der

Unternehmen, die im Jahr 2021 in den Klimaschutz investiert haben, nennen diesen

Grund. Eine zu ungewisse Wirtschaftlichkeit ist zugleich auch das größte

Investitionshindernis: Jedes zweite Unternehmen hält dies für eher oder sehr

relevant (48 %). Am zweithäufigsten werden zu lange Amortisationszeiten als

Hindernis genannt (42 %), die ebenfalls die Dimension der Wirtschaftlichkeit

adressieren. Fast gleich viele Unternehmen sehen fehlende finanzielle Ressourcen

(39 %) als Hindernis an.

- Von der Politik wünschen sich die Unternehmen in erster Linie eine

Vereinfachung der Planungs- und Genehmigungsverfahren zur Erleichterung von

Klimaschutzinvestitionen: Fast zwei Drittel aller Unternehmen halten dies für

wichtig. Auf Platz zwei folgt der Wunsch nach mehr Fördermitteln (60 %), gefolgt

von mehr Planungssicherheit beim CO2-Preis (56 %).

"Unsere Befragungsergebnisse zeigen: Verlässliche wirtschaftliche Anreize und

schlanke Planungs- und Genehmigungsverfahren sind wesentliche Stellhebel für die

grüne Transformation der Wirtschaft - und ebnen gleichzeitig den Weg zu mehr

Energiesicherheit", sagt Köhler-Geib.

Das KfW-Klimabarometer ist abrufbar unter: http://www.kfw.de/klimabarometer

Zum Datenhintergrund:

Die Unternehmensbefragung für das KfW Klimabarometer wurde von der GfK SE,

Bereich Financial Services, im Auftrag der KfW Bankengruppe durchgeführt. An der

Befragung, die im Zeitraum vom 10.02.2022 bis zum 17.06.2022 lief, beteiligten

sich insgesamt rund 11.000 Unternehmen.

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