Trendwende erreicht den Osten: In knapp jedem 4. Kreis sinken die
Wohnungspreise innerhalb eines Jahres
Nürnberg (ots) - Ein Vorjahresvergleich der Angebotspreise von Wohnungen in den
Stadt- und Landkreisen aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen,
Sachsen-Anhalt, Thüringen und Berlin von immowelt zeigt:
- Ende des Immobilienbooms naht: In 12 von 50 untersuchten Stadt- und
Landkreisen sinken die Kaufpreise innerhalb eines Jahres - in der Spitze um 14
Prozent im Erzgebirgskreis
- Rückgänge in Jena (-12 Prozent), Potsdam (-4 Prozent), Leipzig und Halle (je
-2 Prozent) - Anstiege in Berlin (+3 Prozent), Dresden (+4 Prozent) und
Magdeburg (+10 Prozent)
- Ländliche Regionen mit starken Verteuerungen: Landkreise Barnim und Leipzig
(jeweils +27 Prozent) mit größtem Plus
Die hohe Inflation und die gestiegenen Bauzinsen sorgen für eine Trendwende am
Immobilienmarkt. Besonders in den teuren Großstädten sinken die Preise. Auch in
einigen ostdeutschen Regionen ist der Immobilienboom bereits vorbei. In 12 von
50 untersuchten Kreisen sinken die Kaufpreise von Eigentumswohnungen innerhalb
eines Jahres. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse von immowelt, für die die
Angebotspreise von Bestandswohnungen (75 Quadratmeter, 3 Zimmer, 1. Stock,
Baujahr 1990er-Jahre) in 50 Stadt- und Landkreisen Ostdeutschlands im Oktober
2022 mit dem Vorjahr verglichen wurden. Durch die gestiegenen Bauzinsen müssen
Käufer je nach Kaufsumme mit Mehrkosten von mehreren hundert Euro im Monat
rechnen. Die Nachfrage nach Immobilien geht folglich in vielen Regionen zurück,
das Angebot an Kaufimmobilien steigt zeitgleich. Zum Vergleich: Anfang des
Jahres bekamen Käufer für ein 10-jähriges Darlehen noch einen Zins von rund
einem Prozent. Aktuell liegen die Zinsen bereits deutlich über der
4-Prozent-Marke - aufgrund der anhaltenden Anhebungen des Leitzinses ist die
Tendenz weiter steigend.
Starker Rückgang in Jena und leichter Anstieg in Berlin
Die Verschlechterung der Finanzierungskondition und die verringerte Nachfrage
haben dazu geführt, dass die Kaufpreise in vielen Städten gesunken sind. Jena
verzeichnet mit -12 Prozent den stärksten Rückgang aller Stadtkreise. Das kann
am hohen Preisniveau in der thüringischen Studentenstadt liegen. Je höher der
Kaufpreis ist, desto stärker wirken sich die gestiegenen Zinsen aus. Vor einem
Jahr lag der Quadratmeterpreis bei 4.090 Euro - der dritthöchste Wert der
kompletten Analyse. Inzwischen werden Wohnungen noch für 3.604 Euro angeboten.
Am teuersten ist der Wohnungskauf in Potsdam. Doch auch in der brandenburgischen
Landeshauptstadt sind die Preise gesunken: um 4 Prozent auf aktuell 5.297 Euro.
Kleinere Preiskorrekturen, aber auch günstigere Preise, lassen sich in Leipzig
(2.598 Euro) und Halle (2.595 Euro) beobachten. In den benachbarten Städten
sinken die Preise um je 2 Prozent.
Viele Städte verbuchen allerdings nach wie vor Anstiege. In Berlin (5.124 Euro)
hat sich die Preiskurve im vergangenen Jahr zwar verlangsamt, im Jahresvergleich
steht dennoch ein Plus von 3 Prozent zu Buche. Ein Grund für den Anstieg ist,
dass die Nachfrage in der Hauptstadt zwar zurückgegangen ist, aufgrund der hohen
Attraktivität gerade für Investoren das Angebot aber nach wie vor übersteigt.
Neben Berlin steigen die Preise auch in Dresden (2.941 Euro; +4 Prozent) und
Erfurt (3.212 Euro; +5 Prozent) vorerst weiter. Besonders Magdeburg (2.072 Euro;
+10 Prozent) ist im Kommen und schließt allmählich zu anderen ostdeutschen
Großstädten auf: Die Ansiedlung großer Firmen und die Schaffung von
Arbeitsplätzen sorgen zusammen mit den bislang niedrigen Wohnungspreisen für
eine hohe Nachfrage. Noch größere Anstiege lassen sich nur in den günstigsten
Städten der Analyse beobachten. In Gera verteuern sich Bestandswohnungen zwar um
18 Prozent, mit Quadratmeterpreisen von 1.333 Euro ist Wohneigentum aber nach
wie vor günstig und trotz erschwerter Finanzierungskonditionen für viele
Menschen leistbar. Gleiches gilt auch für Chemnitz (1.618 Euro) und Eisenach
(1.760 Euro), wo das Plus jeweils 14 Prozent beträgt.
Stärkster Anstieg und Rückgang auf dem Land
Auch in den ländlichen Regionen ist die Entwicklung stark unterschiedlich. Im
Erzgebirgskreis sinken die Angebotspreise um 14 Prozent - der stärkste Rückgang
der Analyse. Das Minus hängt vermutlich weniger mit den steigenden Zinsen
zusammen, da das Preisniveau mit aktuell 1.046 Euro pro Quadratmeter sehr
niedrig ist. Vielmehr liegt es an der seit Jahren konstant zurückgehenden
Bevölkerungszahl, wodurch die Nachfrage sinkt. Gleiches gilt auch für die
sächsischen Landkreise Bautzen (1.475 Euro; -5 Prozent) und Meißen (1.784 Euro;
-4 Prozent). In den Landkreisen Oder-Spree (2.404 Euro) und Rostock (2.623 Euro)
stagnieren die Einwohnerzahlen. Die Preise scheinen in der Vergangenheit etwas
überbewertet gewesen zu sein, sodass sie nun um jeweils 9 Prozent nachgegeben
haben.
In vielen Landkreisen zeigt die Preiskurve hingegen weiter nach oben. Rund um
Berlin ist die Nachfrage nach wie vor hoch. Die Möglichkeit von Homeoffice und
die im Vergleich zur Hauptstadt niedrigen Preise machen das Leben im Umland
attraktiv. Im Landkreis Barnim (2.554 Euro) kostet Wohneigentum in der Folge 27
Prozent mehr - unter anderem das größte Plus aller Kreise. Potsdam-Mittelmark
(3.301 Euro) verteuert sich um 19 Prozent und Teltow-Fläming (2.710 Euro) um 15
Prozent. Neben den brandenburgischen Kreisen rund um Berlin wird auch in einigen
sehr günstigen Regionen Wohnraum teurer, da sich nach wie vor viele Menschen
Wohneigentum leisten können. Im Landkreis Leipzig (1.675 Euro) sind
Bestandswohnungen aktuell 27 Prozent teurer als noch vor einem Jahr. Aufgrund
der niedrigen Preise könnten viele Käufer aus dem deutlich teureren Leipzig
ausweichen. Auch im thüringischen Ilm-Kreis (1.797 Euro; +23 Prozent) und den
sachsen-anhaltinischen Kreisen Anhalt-Bitterfeld (1.334 Euro; +22 Prozent) und
Salzlandkreis (1.092 Euro; +21 Prozent) erhöht sich das Preisniveau deutlich,
aber auf niedrigem Level.
Ausführliche Ergebnistabellen zu den 50 untersuchten Stadt- und Landkreisen
stehen hier zum Download bereit. (https://ots.de/O0WFn0)
Berechnungsgrundlage:
Datenbasis für die Berechnung der Kaufpreise waren auf immowelt.de inserierte
Angebote in 50 ausgewählten Stadt- und Landkreisen aus Brandenburg,
Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Berlin. Die
mittels hedonischer Verfahren errechneten Werte geben die Quadratmeterpreise von
Bestandswohnungen (75 Quadratmeter, 3 Zimmer, 1. Stock, Baujahr 1990er-Jahre)
wieder. Es handelt sich um Angebots-, keine Abschlusspreise.
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