Immobilienmärkte im Vergleich: Deutschland mit Preisrückgängen,
Frankreich dank niedriger Bauzinsen weiter im Aufwind
Nürnberg (ots) - Der AVIV Housing Market Report, eine Analyse der
Immobilienmärkte in Deutschland, Frankreich und Belgien, zeigt:
- Unterschiedliche Zinsentwicklung: Bauzinsen steigen in Deutschland auf 4,0
Prozent, in Belgien auf 3,4 Prozent und in Frankreich nur auf 2,5 Prozent
- Sinkende Immobilienpreise in Deutschland: Rückgang in 13 von 14 untersuchten
Städten - bis zu -7,6 Prozent
- Frankreichs Immobilienmarkt bleibt im Aufwind: weitere Preisanstiege in 8 von
11 Städten
- Wohneigentum in Belgien durchgehend teurer als vor einem Jahr: alle 12
untersuchten Städte mit Preiszuwächsen
Energiekrise und eine hohe Inflation: Die volkswirtschaftlichen
Rahmenbedingungen in Deutschland und seinen Nachbarländern Frankreich und
Belgien sind eigentlich sehr ähnlich. Trotzdem entwickeln sich die
Immobilienmärkte unterschiedlich. In Deutschland sinken in 13 der 14
untersuchten Großstädten die Angebotspreise von Immobilien im Jahresvergleich -
in der Spitze gar um -7,6 Prozent. In Frankreich und Belgien hingegen lässt sich
kein derartiger Rückgang der Preise feststellen. In Frankreich klettert das
Preisniveau im Vergleich zu Januar 2021 in 8 von 11 untersuchten Großstädten
weiter - teilweise um bis zu 14,1 Prozent. Ein Wachstum von bis zu 8,4 Prozent
zeigt sich durchgängig in allen 12 untersuchten belgischen Städten. Das ist das
Ergebnis des AVIV Housing Market Report für das 4. Quartal 2022. Darin werden
die Entwicklungen und Preise auf den Immobilienmärkten in Deutschland,
Frankreich und Belgien analysiert. Der Report entsteht in Zusammenarbeit mit den
Immobilienportalen meilleurs agents und Immoweb, die ebenso wie immowelt Teil
der AVIV Group sind.
Entwicklung der Bauzinsen 2022: rapider Anstieg in Deutschland, gemäßigtes
Wachstum in Frankreich
Dass sich die Immobilienpreise so unterschiedlich entwickeln, ist vorrangig auf
die Bauzinsen zurückzuführen. Lagen diese Anfang 2022 in allen Ländern im Mittel
für eine 90-Prozent-Finanzierung bei knapp über 1 Prozent bei einer 20-jährigen
Zinsbindung, spreizte sich die Entwicklung im Jahresverlauf deutlich
auseinander: In Deutschland kletterten die Zinsen für Immobilienkredite
sprunghaft auf über 4 Prozent. Derzeit ist die Tendenz zwar wieder leicht
sinkend, trotzdem ist das Niveau höher als in Belgien und Frankreich. In Belgien
erhöhte sich das Zinsniveau ebenfalls, pendelt sich derzeit aber bei 3,4 Prozent
ein. In Frankreich hingegen verlief der Anstieg auf derzeit 2,5 Prozent deutlich
gemäßigter.
Die Obergrenze für Zinsen wird in Frankreich für Immobilienkredite von der
französischen Zentralbank festgelegt. Diese liegt maximal ein Drittel über dem
durchschnittlichen effektiven Zinssatz, der im Laufe des vorangegangenen
Quartals von Kreditinstituten für alle Immobiliendarlehen gleicher Art angewandt
wurde. Die Zinsen erhöhen sich perspektivisch zwar auch, allerdings wird der
Anstieg gedämpft. Eine so rapide Verteuerung der Bauzinsen wie in Deutschland
ist von Gesetzes wegen nicht möglich.
Frankreichs Immobilienpreise: stabil bis moderates Wachstum
Die Auswirkungen einer regulierten Bauzinspolitik zeigen sich in der
Preisentwicklung für Wohneigentum in den größten Städten Frankreichs. Eine
deutliche Trendwende wie in Deutschland fand dort nicht statt. In der
hochpreisigen Hauptstadt Paris ging der Quadratmeterpreis lediglich um 1,2
Prozent auf 10.278 Euro zurück. In Lyon, der drittgrößten Stadt des Landes, ging
das Preisniveau auf 5.307 Euro zurück (-1,4 Prozent). Neben Paris und Lyon ist
lediglich in Bordeaux ein Rückgang zu erkennen. Dort sinken die Immobilienpreise
um 2,9 Prozent auf 4.953 Euro. In den restlichen 8 der insgesamt 11 untersuchen
Städte verteuern sich Immobilien im Jahresvergleich weiter: In Marseille
kletterte das Preisniveau um 14,1 Prozent auf 3.965 Euro pro Quadratmeter. Auch
in Nizza (5.072 Euro, +6,5 Prozent) und Montpellier (3.691 Euro, +7,0 Prozent)
zeigt die Preiskurve weiter nach oben. Die höchsten Preisanstiege sind in
Frankreich somit an der Mittelmeerküste zu beobachten.
Deutschland: flächendeckend fallende Preise
In Deutschland hingegen brachte 2022 eine klare Trendwende am Immobilienmarkt.
Zum Stichtag 1. Januar 2023 wird Wohneigentum in den untersuchten Großstädten
nahezu flächendeckend günstiger angeboten als vor einem Jahr: In 13 von 14
Großstädten sinken die Preise. Deutliche Preisrückgänge zeigen sich in den
Metropolen. In Hamburg geht der Quadratmeterpreis um -5,9 Prozent auf 6.331 Euro
zurück, in München um -5,6 Prozent auf 9.080 Euro. In Berlin zeigt sich mit -0,6
Prozent ein leichter Rückgang auf 5.080 Euro. Lediglich Köln kann mit +0,1
Prozent als einzige Stadt ein stabiles Preisniveau (5.131 Euro) aufweisen.
Beträchtliche Preiskorrekturen gibt es auch in Nürnberg (4.078 Euro, -6,0
Prozent), Hannover (3.699 Euro, -6,8 Prozent) und Essen (2.926 Euro, -7,6
Prozent).
Belgien: mittleres Zinsniveau und moderate Preisanstiege
In Belgien hingegen sorgt der Zinsanstieg nicht für eine Wende am
Immobilienmarkt. In allen Städten des Landes kletterten die Kosten für
Wohneigentum weiter, befinden sich aber im Vergleich zu den meisten Städten in
Deutschland und Frankreich auf einem niedrigeren Niveau. In Brüssel verteuert
sich Wohneigentum zwar um 4,6 Prozent, ist aber mit 3.453 Euro für eine
europäische Hauptstadt noch vergleichsweise preiswert. Antwerpen (2.672 Euro,
+6,1 Prozent) und Gent (2.892 Euro, +6,0 Prozent), die zwei einwohnerstärksten
Städte des Landes, bleiben trotz spürbarer Zuwächse noch unter der Marke von
3.000 Euro pro Quadratmeter.
Der vollständige AVIV Housing Market Report für das 4. Quartal 2022 steht hier
in englischer Sprache zum Download bereit. (https://content.cdn.immowelt.com/iw_
group/Redaktion/Pressemitteilungen/2023/AVIV%20Housing%20market%20report%20-%20Q
4%202022.pdf)
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