Bundesbank-Präsident rechnet mit kräftigen Lohnzuwächsen / Joachim
Nagel lobt Lohnabschlüsse in diesem Jahr / Weitere "robuste"
Zinserhöhungen gegen die hohe Inflation
Sperrfrist: 20.12.2022 06:00
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Hamburg (ots) - Der Präsident der Bundesbank, Joachim Nagel, sagt Arbeitnehmern
in Deutschland gute Chancen voraus, in den kommenden Jahren deutlich höhere
Löhne durchsetzen zu können. "Wir rechnen damit, dass die Löhne in Deutschland
in den nächsten Jahren kräftiger steigen werden als in den vergangenen", sagte
Nagel im Interview mit dem stern . Grund sei der trotz Wirtschaftskrise,
Inflation und hoher Energiepreise stabile Arbeitsmarkt, den Nagel gar als
"echten Lichtblick" bezeichnete.
Die Prognose des Bundesbank-Präsidenten hat umso mehr Gewicht, da sich
Notenbanker traditionell aus Diskussionen zwischen Gewerkschaften und
Arbeitgebern über Gehaltszuwächse heraushalten. In den vergangenen Monaten waren
die Tarifverhandlungen geprägt vom Risiko einer Lohn-Preis-Spirale, die die
ohnehin hohen Inflationsraten weiter anheizen könnte. Dem widersprach Nagel nun
ausdrücklich im stern -Gespräch: "Ich spreche von der Preis-Lohn-Spirale",
stellte Nagel klar und erklärte: "Eine Lohn-Preis-Spirale suggeriert massive
Lohnerhöhungen, die dann die Preise treiben. Aktuell wäre es eher umgekehrt: Wir
haben einen Kostenschub erlebt, der zu höheren Preisen geführt hat".
Die Lohnabschlüsse in diesem Jahr hätten "erkennbar die Balance" zwischen den
Interessen der Arbeitnehmer und der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen
gehalten. Angesichts des demografischen Wandels hätten Arbeitnehmer aber immer
bessere Chancen, künftig höhere Lohnsteigerungen durchzusetzen. Sie könnten so
nachholen, was sie in diesem und im kommenden Jahr mutmaßlich durch die hohe
Inflation an Einkommen einbüßten.
Mit Blick auf die Teuerungsraten prognostizierte Nagel einen deutlichen, aber
einmaligen Rückgang im Dezember unter die Marke von zehn Prozent durch die neue
Strom- und Gaspreisbremse. Im Januar und Februar könnten die Preise dann wieder
steigen. Im Jahresschnitt 2023 erwartet Nagel eine Teuerungsrate von sieben
Prozent. "Es bleibt eine Durststrecke." Die Inflation sei hartnäckig, "deshalb
müssen wir hartnäckiger sein."
Mit Blick auf die jüngste und die nächsten Zinsentscheidungen der EZB sagte
Nagel: "Das war ein robuster Zinsschritt. Und es war nicht der letzte. Aus
heutiger Sicht müssen weitere robuste Schritte folgen". In der vergangenen Woche
hatte die EZB den Leitzins in der Eurozone abermals um 0,5 Prozentpunkte
angehoben.
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