10 Prozent der Unternehmen in Deutschland sind insolvenzgefährdet /

Anstieg der Firmeninsolvenzen in 2022 und 2023 prognostiziert

Hamburg (ots) - Über 300.000 Unternehmen haben in Deutschland derzeit

finanzielle Probleme. Dies zeigt eine aktuelle Auswertung des

Informationsdienstleisters CRIF zur Zahlungsfähigkeit und Überschuldung von

Firmen in Deutschland.

Für die Analyse hat CRIF knapp 3 Millionen Unternehmen in Deutschland

hinsichtlich ihrer Kreditwürdigkeit bzw. Finanzkraft untersucht. Dazu gehören

u.a. Angaben in den Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnungen, Umsatzzahlen,

Zahlungserfahrungen oder gerichtliche Negativmerkmale. Die Anzahl der

finanzschwachen Unternehmen steigerte sich im November 2022 laut Analyse im

Vergleich zum März 2022 um 15,6 Prozent. Demnach haben derzeit 301.516

Unternehmen bzw. 10 Prozent der Firmen in Deutschland ein erhöhtes

Insolvenzrisiko.

"Die hohen Energiekosten, die bestehenden Probleme in den Lieferketten und die

Inflation machen vielen Unternehmen zu schaffen. Hinzu kommt die

Konsumzurückhaltung bei den Verbrauchern, die aufgrund der hohen Energiepreise

und der Inflation weniger Geld zur Verfügung haben. Die resultierenden

Kaufkraftverluste belasten die Unternehmen ebenfalls", kommentiert CRIF

Deutschland Geschäftsführer Dr. Frank Schlein die derzeitige Situation.

Aktuell sind vor allem energieintensive Branchen insolvenzgefährdet. Neben den

viel zitierten Bäckereien gehören auch die Keramik- und Glasindustrie,

Papierhersteller oder die Transport- und die Logistikindustrie dazu. Auch das

Handwerk ist aufgrund der Energiekrise besonders insolvenzgefährdet. Hinzu

kommen Unternehmen aus der Gastronomie, der Getränkeherstellung, Friseursalons

sowie Garten- und Landschaftsbauer. In diesen Branchen gab es bereits im Jahr

2022 zum Teil deutliche Anstiege bei den Firmeninsolvenzen.

"Aktuell gehen wir von 14.500 Firmeninsolvenzen im Jahr 2022 aus. Das ist ein

Plus von 3,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum", sagt Dr. Schlein. Der

Informationsdienstleister CRIF erwartet auch 2023 mehr Insolvenzen. Die Prognose

geht für das Jahr 2023 derzeit von 17.000 Firmeninsolvenzen aus - ein Plus von

17,2 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022.

Anteil insolvenzgefährdeter Unternehmen steigt um 15,6 Prozent

Beim Blick auf die regionale Verteilung der Firmen mit hohem Zahlungsausfall-

bzw. Insolvenzrisiko zeigen sich große Unterschiede. In absoluten Zahlen stehen

Nordrhein-Westfalen (65.360), Bayern (37.063), Baden-Württemberg (33.675) und

Niedersachsen (26.278) an der Spitze der Statistik der Bundesländer mit den

meisten finanzschwachen Unternehmen. In Bremen (2.998) und im Saarland (3.002)

gibt es absolut vergleichsweise wenig Firmen mit einem erhöhten

Zahlungsausfallrisiko.

Bezogen auf die Firmendichte geht die höchste Insolvenzgefahr derzeit von

Unternehmen in Sachsen-Anhalt aus. Aktuell sind 18,1 Prozent der Unternehmen

dort in einer finanziellen Schieflage und somit von einer drohenden

Zahlungsunfähigkeit betroffen. Aber auch in Berlin (14,8 Prozent), Sachsen (14,5

Prozent) und in Bremen (14,4 Prozent) sind deutlich mehr Unternehmen von einer

Insolvenz bedroht als im Bundesdurchschnitt. Prozentual betrachtet geht ein

geringeres Risiko von Unternehmen in Bayern aus. Hier gelten nur 6,5 Prozent der

Unternehmen als finanzschwach.

In 15 Bundesländern ist die Zahl insolvenzgefährdeter Unternehmen seit März 2022

angestiegen. Am stärksten in Bremen mit einem Plus von 41,4 Prozent. Deutlich

mehr insolvenzgefährdete Unternehmen gab es auch in Berlin (plus 30,3 Prozent),

Thüringen (plus 26,4 Prozent) und in Hamburg (plus 23 Prozent).

Es gibt in der Praxis typische Verhaltensmuster, die frühzeitig auf eine prekäre

Situation von Unternehmen hinweisen, etwa wenn eine schlechtere Zahlungsmoral,

ein verändertes Bestellverhalten oder eine häufige Änderung in der

Geschäftsführung, Bankverbindung oder Firmierung auftreten. Indikatoren sind

aber auch, wenn Zahlungen durch ungerechtfertigte Mängelrügen hinausgezögert,

mündliche Zusagen gebrochen oder häufig Rechnungskopien angefordert werden.

Zudem leisten sich die betroffenen Unternehmen keine Neuanschaffungen mehr und

nutzen veraltete Produktionsanlagen. Hinweise auf eine finanzielle Schieflage

liefert auch der Verbrauch von Eigenkapital über Jahre hinweg oder die mehrfache

Erhöhung der Kreditlinie (Fremdkapitaleinsatz).

Für die Analyse hat CRIF eine Vielzahl von Informationen zur Finanzlage der

Unternehmen, die Aufschluss über die Zahlungsfähigkeit geben, ausgewertet. Dazu

gehören u. a. Angaben in den Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnungen,

Mitarbeiter- und Umsatzzahlen oder Zahlungserfahrungen. Außerdem fließen

Informationen zu vorhandenen gerichtlichen Negativmerkmalen in die Analyse mit

ein. Laut der aktuellen Auswertung gelten im November 2022 301.516 Firmen in

Deutschland als finanzschwach (Stichtag: 11. November 2022). Anders ausgedrückt

sind 10 Prozent der insgesamt über 3 Millionen von CRIF für die Studie auf

Zahlungsfähigkeit untersuchten Unternehmen überschuldet und demnach

insolvenzgefährdet. Die betroffenen Unternehmen haben einen aktuellen

Bonitätsindex im Bereich zwischen 4,5 bis 6,0.

Pressekontakt:

Oliver Ollrogge, CRIF GmbH, Bereich Marketing/PR

E-Mail: mailto:o.ollrogge@crif.com, Tel.: 040 / 89 803 582

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