E-Commerce dreht zur Jahresmitte aus dem Minus

Berlin (ots) - Die ersten positiven Signale des Jahresanfangs bestätigen sich:

Im Onlinehandel mit Waren schlug von einschließlich April bis Ende Juni (nicht

inflationsbereinigt) ein kleines Umsatzplus von 0,2 Prozent im

Vorjahresvergleich auf aktuell 19,215 Mrd. Euro zu Buche. Es ist das erste

Marktwachstum seit zwei Jahren. Auf die gesamte erste Jahreshälfte gerechnet,

liegen die Umsätze hingegen weiter um 1,2 Prozent unter dem Vorjahreswert bei

aktuell 38,1 Mrd. Euro. Die Umsätze mit digitalen Dienstleistungen, zu denen

u.a. Reisebuchungen oder Ticketkäufe zählen, konnten im 2. Quartal um 4,2

Prozent auf 3,72 Mrd. Euro und auf Halbjahressicht um 8,4 Prozent auf 6,45 Mrd.

Euro zulegen.

(Hinweis: Grafiken und Umsatztabellen für alle Warengruppen und Versendertypen

finden Sie in der Pressemeldung auf der Website des bevh (https://newsletter.bev

h.org/d?p000n5py000jvy00d0000000000000000d5kwyfwxinuucueuh5e3ib00000bm000000j25x

454) .)

"Wir sehen die Anfänge einer Normalisierung am Markt. Die Einkommen haben die

Teuerung der vergangenen Jahre - seit 2019 etwa 20 Prozent - nicht nur

überkompensiert, sondern treffen nun auf eine deutlich geringere

Inflationsquote", ordnet Martin Groß-Albenhausen, Stellvertretender

Hauptgeschäftsführer des bevh, die Ergebnisse ein. "Für ein Ende der Konsumkrise

ist es aber zu früh, da bereits die nächsten Unsicherheitsfaktoren warteten. Ob

in Deutschland, Europa insgesamt oder den USA: Überall sehen wir politische

Destabilisierung und geopolitische Konflikte, die eine Rückkehr zum Wachstum

ausbremsen können. Dazu kommen nun Berichte über zahlreiche Insolvenzen, die die

Menschen eher zum Sparen treiben."

An den Aussichten vieler Unternehmen wird sich auch nach Rückkehr der Kunden

wenig ändern: "Die massiven Umsatzeinbrüche der vergangenen zwei Jahre sind

längst nicht eingeholt, gleichzeitig melden unsere Händler weiterhin deutlich

steigende Kosten für Beschaffung, Compliance, Personal und Energie. Der aktuelle

Umsatztrend müsste anhalten und noch stärker ausfallen, um die Unternehmen zu

tragen", beschreibt Groß-Albenhausen.

Politik bremst Händler stärker als asiatische Plattformen

Eine Stichprobe unter bevh-Mitgliedern bestätigt den aktuellen Markttrend. Die

teilnehmenden B2C-Onlinehändler konnten seit dem Jahreswechsel im Mittel um mehr

als 1,5 Prozent im Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum zulegen. Um besonders

erfolgreiche oder von Rückgängen betroffene Händler bereinigt, zeigt die

Stichprobe gleichbleibende Umsätze. Der in der Mitgliederbefragung im 1. Quartal

noch leicht negative Trend zeigt zur Jahresmitte damit erstmals signifikant ins

Positive.

Auch wenn die reale Lage am Markt gar nicht so schlecht ist, bremsen viele

hausgemachte Probleme den Schwung. Die Meinung, dass die deutsche und

europäische Gesetzgebung die Unternehmen zurückhält, teilt fast jede/r Zweite.

42 Prozent sehen mögliches Wachstum durch geplante Regulierungsmaßnahmen

gefährdet.

Während gerade einmal 13 Prozent der befragten Unternehmen einen direkten

negativen Einfluss asiatischer Plattformen auf ihr Geschäft sehen, stimmen 54,2

Prozent der Aussage zu, dass die mangelnde Durchsetzung von EU-Recht gegenüber

Anbietern aus Drittstaaten ihre Wettbewerbsfähigkeit gefährdet.

Verbraucher gönnen sich wieder mehr

"Wir beobachten Wachstum in 12 der 19 von uns bei den Verbrauchern erhobenen

Sortimentsbereichen", führt Groß-Albenhausen aus. Im 1. Quartal hingegen waren

die Umsätze noch in 14 Warenkategorien rückläufig. Vor allem die Erholung im

wichtigen Modehandel und der anhaltende Wachstumstrend mit Waren des täglichen

Bedarfs (jeweils + 2,9 Prozent) haben im 2. Quartal starke Impulse gesetzt:

Lebensmittelbestellungen legten mit + 6,2 Prozent (1,004 Mrd. Euro) von allen

Segmenten das stärkste Umsatzwachstum vor. Auch auf Halbjahressicht liegt der

Anstieg mit 4,02 Prozent (1,917 Mrd. Euro) deutlich über dem Trend am

Gesamtmarkt. Einen besonders starken Turnaround legte auch das Cluster

Einrichtung hin, worunter Möbel, Heimtextilien und Haushaltsgeräte fallen. Nach

einem besonders schwachen Jahresauftakt (-4,3 Prozent in Q1) gab es im

Folgequartal wieder ein leichtes Wachstum von 1,6 Prozent. Luxusausgaben für

Uhren und Schmuck (+ 2,9 Prozent im Q2), die dem Sparverhalten der Deutschen

besonders stark zum Opfer fielen, gewannen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum

das erste Mal seit Ausbruch des Ukrainekriegs wieder hinzu.

Markplätze dominante Spezies im Onlinehandel

Auffällig ist, dass aktuell die gesamte Erholung im E-Commerce von Marktplätzen

getragen wird. Der Versendertyp konnte als einziger im 2. Quartal zulegen (+ 2,3

Prozent) und kommt im gesamten bisherigen Jahresverlauf auf einen Marktanteil

von 55,0 Prozent. "Wir erleben eine Plattformisierung des E-Commerce:

Onlineshops öffnen sich zunehmend für Hersteller oder andere Händler als

Verkaufspartner und bilden sich zu Marktplätzen aus, deren Zahl und Vielfalt

weiterwächst", erklärt Groß-Albenhausen. Diesen Zuwächsen stehen derzeit

Rückgänge bei den Herstellerversendern (D2C-Handel) gegenüber, die im 2. Quartal

11,7 Prozent weniger über den eigenen Verkaufskanal absetzten.

Multichannel-Händler generierten 1,6 Prozent weniger Umsätze über ihre eigenen

Onlineshops. Hier wie auch bei den Herstellerversendern ist allerdings zu

berücksichtigen, dass die Anbieter vielfach auch über Plattformen verkaufen, so

dass aus Unternehmensperspektive eine positivere Bilanz der

E-Commerce-Entwicklung gezogen werden könnte. Die Umsätze von klassischen

Onlineshops (- 0,6 Prozent) blieben nahezu unverändert.

Pressekontakt:

Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh)

Frank Düssler

Friedrichstraße 60 (Atrium)

10117 Berlin

Mobil: 0162 2525268

mailto:frank.duessler@bevh.org

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/52922/5818323

OTS: Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (

bevh)