Schnelle Eingreiftruppe, Kommentar zur Gaspreiskommission von Angela

Wefers

Berlin (ots) - Mit ihrem Zwischenbericht hat die Gaspreiskommission in der

Energiekrise schnell einen ersten Aufschlag geliefert. Auch wenn die Arbeiten

erst wie geplant Ende Oktober abgeschlossen werden, zeichnet sich schon ab,

wohin die Reise geht. In der Zeit knappen Gases - ausgelöst durch den

Lieferstopp Russlands - helfen derzeit nur massive staatliche Interventionen.

Eine Gaspreisbremse für private Verbraucher, Vermieter und kleinere

Gewerbetreibende braucht Zeit. Sie lässt sich frü­­­­hes­tens im nächsten

Frühjahr realisieren. Aus dem Desaster der inzwischen gekippten Gasumlage dürfte

auch die Kommission die Lehre gezogen haben, dass es sinnvoll ist, zu­nächst die

Machbarkeit - auch nach europäischem Beihilferecht - auszuloten, bevor die

Regierung an ihren Vorhaben herumrepariert.

Die Monate bis zur Einführung einer Gaspreisbremse Anfang März soll eine

Einmalzahlung im privaten und kleineren gewerblichen Sektor als schnelle Hilfe

überbrücken. Die Zahlung über die Gasversorger ist eine Not­lösung. Deutschland

verfügt über kein gesichertes System, Bedürftige direkt zu unterstützen. Sollen

sich Staatsmittel künftig nicht weiterhin über die Breite der Bevölkerung

ergießen, lohnt es, für Sozialmaßnahmen über eine praktikable Lösung

nachzudenken.

Die eigentliche Gaspreisbremse, auch die für Fernwärme, kombiniert einen

subventionierten Grundverbrauch mit einem kleineren Teil Verbrauch zu

Marktpreisen. Ähnlich konzipiert ist das staatliche Eingriffsmodell für die

Industrie. Immerhin steckt darin der Versuch, marktwirtschaftliche Elemente zu

retten und den Preis als Knappheitssignal wenigstens et­was wirken zu lassen. Ob

die Kommission tatsächlich einen wirksamen Interventionspreis und das richtige

Verhältnis von Subventionsanteil und voll bezahltem Verbrauch gewählt hat, lässt

sich erst im Nachhinein sagen. Appelle allein, weniger Gas zu verbrauchen,

werden aber nicht disziplinieren. Der Preis muss schon weh tun.

Modernisierungsausgaben müssen sich lohnen.

Denn gewiss ist, dass der staatliche Eingriff in den Energiemarkt zu enormen

zusätzlichen Schulden führen wird. Auf mehr als 90 Mrd. Euro summieren sich die

Empfehlungen der Expertenkommission, um diesen und den nächsten Winter zu

überbrücken. Weitere Zahlungen an die Gasimporteure kommen voraussichtlich

hinzu. Bezahlen will dies die Ampel-Regierung aus dem angekündigten 200 Mrd.

Euro schweren Abwehrschirm. Der Schirm hilft in der Not, Zins und Tilgung müssen

aber trotzdem bezahlt werden und lasten auf künftigen Haushalten noch nicht

gewählter Regierungen.

Segensreich wäre es, wenn die Kommission auch Vorschläge liefern würde, wie sich

der Staat nach dem Eingriff in das Preisgefüge des Energiemarktes

konjunkturschonend 2024 wieder daraus zurückzieht. Das Gejammer wird groß sein,

wenn die staatlich gedrückten Preise plötzlich emporschnellen. Sicher ist: Auf

das Niveau der Zeit vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine werden die

Gaspreise nicht mehr sinken. Erneuerbare Energien allein werden es bis dahin

nicht richten. Für die Gasverbraucher ist es wichtig, dass sie das Exit-Szenario

der Ampel-Regierung kennen. Sonst nimmt die Interventionsspirale kein Ende.

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