Europäer:innen wollen sich von den USA unabhängiger machen

Gütersloh (ots) - Eine klare Mehrheit der Europäer:innen ist bereit, in einer

sich wandelnden Weltordnung stärker Verantwortung für ihre eigenen Belange zu

übernehmen. Das ist das zentrale Ergebnis einer eupinions-Umfrage der

Bertelsmann Stiftung in den 27 EU-Mitgliedsstaaten. Die Zahlen zeigen einen

deutlichen Meinungsumschwung in Europa: Ende 2017 wünschte sich nur ein Viertel

der Bürger:innen ein verstärktes europäisches Engagement.

Die europäischen Bürger:innen vertreten mehrheitlich die Meinung, dass Europa in

der aktuellen Weltlage einen eigenen Weg gehen solle. Die eupinions-Umfrage der

Bertelsmann Stiftung in allen 27 EU-Mitgliedsstaaten und den USA zeigt, dass die

Europäer:innen bereits vor der Wiederwahl von Donald Trump politische

Konsequenzen aus den globalen Entwicklungen für ihren Kontinent gezogen haben.

63 Prozent sind der Meinung, dass es für die Europäische Union an der Zeit sei,

ihren eigenen Weg zu gehen, im Vergleich zu nur 25 Prozent im Jahr 2017.

"Diese deutliche Wende im öffentlichen Meinungsbild bekräftigt die europäischen

Staats- und Regierungschefs darin, mehr für die europäische Sicherheit zu tun.

Das betrifft vor allem ein stärkeres Engagement in der NATO, deren

Sicherheitsversprechen für die Europäer:innen von großer Bedeutung ist", sagt

Isabell Hoffmann, Ko-Autorin der Studie und Europa-Expertin der Bertelsmann

Stiftung.

Die wichtigsten Ergebnisse der eupinions-Umfrage:

Die EU-Bürger:innen wollen, dass die Europäische Union eine aktivere Rolle im

Weltgeschehen spielt.

- 73 Prozent möchten, dass die EU international mehr Verantwortung übernimmt.

Eine deutlich kleinere Mehrheit der US-Amerikaner:innen (56 Prozent) wünscht

sich dasselbe für die USA.

Die Menschen sowohl in Europa als auch in den USA betrachten die NATO als einen

Eckpfeiler ihrer Sicherheit.

- 64 Prozent der Europäer:innen und 59 Prozent der US-Amerikaner:innen sind der

Ansicht, dass die NATO sie schützt.

Für die Europäer:innen ist Frieden besonders wichtig, für die

US-Amerikaner:innen sind es die Bürgerrechte.

- Die Europäer:innen wählen "Frieden sichern" (20 Prozent) als wichtigste

Aufgabe für die EU, während die US-Amerikaner:innen "Bürgerrechte schützen" (23

Prozent) als größte Herausforderung für die USA in den kommenden Jahren sehen.

- An zweiter Stelle steht auf beiden Seiten des Atlantiks die "Steuerung der

Migration" (EU 15 Prozent sowie USA 16 Prozent).

Die Bindung an die transatlantische Partnerschaft ist auch eine Altersfrage.

- Auf beiden Seiten des Atlantiks wird die Partnerschaft in den älteren

Bevölkerungsschichten als wichtiger erachtet. Dagegen scheinen gerade die

Jüngeren (18-35 Jahre) nur wenig an der transatlantischen Partnerschaft zu

hängen: Nur 38 Prozent der jungen Europäer:innen und 34 Prozent der jungen

Amerikaner:innen sehen im anderen den wichtigsten Verbündeten.

- Zum Vergleich: In der Gruppe der über 55-Jährigen sind es 63 Prozent der

Europäer:innen und 59 Prozent der Amerikaner:innen.

Die Deutschen liegen im europäischen Trend.

- Friedensicherung ist den Deutschen besonders wichtig. Ein Viertel der

Befragten nennt diesen Punkt als primäre Aufgabe der EU.

"Die transatlantischen Beziehungen werden sich deutlich verändern, das alte

Amerika wird nicht mehr zurückkehren. Darum muss Europa seine Rolle neu

definieren, wenn möglich mit den US-Amerikaner:innen zusammen", sagt Isabell

Hoffmann.

Weitere Informationen: http://www.eupinions.eu .

Pressekontakt:

Isabell Hoffmann

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