KIEL (dpa-AFX) - Aus Sicht des Kieler Ökonomen Holger Görg schreckt eine intransparente Entscheidungspolitik der Bundesregierung zum Verkauf deutscher Unternehmen ins Ausland mögliche Investoren ab. Es seien keine klaren Regeln erkennbar, "die Investoren Transparenz geben, welche Investitionsvorhaben aus welchen Gründen abgelehnt werden könnten", kritisierte der Präsident des Kiel Institut für Weltwirtschaft (Ifw) in der "Augsburger Allgemeinen" (Freitag).

Zuletzt hatten mehrere geplante Geschäfte chinesischer Investoren bei deutschen Unternehmen für Diskussionen gesorgt. Am Mittwoch untersagte das Bundeskabinett den Verkauf einer Chipfertigung des Dortmunder Unternehmens Elmos an ein chinesisches Unternehmen sowie den Erwerb der in Bayern ansässigen Firma ERS Electronic durch einen chinesischen Investor. Unlängst hatte das Kabinett gegen den Widerstand mehrerer Ressorts und auf Drängen von Kanzler Olaf Scholz (SPD) beschlossen, dass der chinesische Konzern Cosco nur eine kleinere Beteiligung an einem Terminal im Hamburger Hafen übernehmen darf als ursprünglich geplant.

"Es entsteht momentan der Eindruck, dass auf Basis der Außenwirtschaftsverordnung Ad-hoc-Entscheidungen getroffen werden", sagte Görg. Nach welchen Regeln sie fielen, sei nicht erkennbar. "Deutschland braucht aber ausländische Direktinvestitionen. Sie bringen nicht nur Kapital in die Volkswirtschaft, sondern in vielen Fällen auch Technologie und Wissen", erklärte der Ökonom./juc/DP/zb