FRANKFURT (dpa-AFX) - Datendiebstahl an Geldautomaten in Deutschland zahlt sich für Kriminelle kaum noch aus. Doch steigende Fallzahlen im laufenden Jahr zeigen: Das Risiko, beim Geldabheben ausgespäht zu werden, ist hierzulande weiterhin real. Dazu kommt: Täter finden immer neue Wege, um Bankkunden um Daten und Geld zu bringen.

Bis einschließlich November des laufenden Jahres zählte Euro Kartensysteme 222 Manipulationen an Geldautomaten in Deutschland. In den ersten elf Monaten 2021 hatte es 116 solcher "Skimming"-Fälle gegeben, im Gesamtjahr 2021 waren es 136. Einzelne Automaten können mehrfach in der Statistik auftauchen. Um illegal an Kartendaten und Geheimnummern (PIN) zu kommen, manipulieren Täter zum Beispiel den Kartenleser oder die Tastatur eines Geldautomaten.

Trotz der steigenden Fallzahlen geben die Experten der Frankfurter Einrichtung Entwarnung: Zu Geld machen konnten Kriminelle auf diesem Wege in Deutschland ausgespähte Daten nur in 102 Fällen. Der Bruttoschaden infolge von "Skimming"-Attacken verringerte sich im Jahresvergleich um 70 Prozent auf das Rekordtief von 99 000 Euro.

"Das Geschäftsmodell Skimming ist für die Betrüger durch die weltweite Umsetzung der sicheren EMV-Chip Technologie an Karte und Terminal nun endgültig zum Auslaufmodell geworden", bilanzierte Euro Kartensysteme. Bei der EMV-Technik wird die Echtheit von Bezahlkarten mit Hilfe eines eingebauten Mini-Computers bei jedem Gebrauch geprüft.

Weltweit gibt es nur noch wenige Länder, in denen Bezahlkarten mit relativ leicht kopierbaren Magnetstreifen ausgerüstet und Lesegeräte im Handel auf Magnetstreifen ausgelegt sind. Im Grunde können Kriminelle nur dort gefälschte Karten auf Basis von in Deutschland geklauten Daten zum Einkaufen nutzen.

Folglich kamen Bezahlkarten, die auf Basis von hierzulande geklauten Daten als Dublette erstellt wurden, nach Angaben von Euro Kartensysteme im laufenden Jahr vor allem in Brasilien (60 Prozent) sowie in den USA (25 Prozent) und im Karibik-Inselstaat St. Lucia (14 Prozent) zum Einsatz.

Weil für Schäden aus betrügerischen Geschäften mit geklauten Kartendaten dank internationaler Abkommen jeweils die Länder mit den niedrigsten Sicherheitsstandards aufkommen müssen, kann sich die hiesige Kreditwirtschaft fast die gesamte Schadenssumme zurückholen.

Verbraucherinnen und Verbraucher, die Opfer von "Skimming" geworden sind, müssen normalerweise keinen finanziellen Nachteil fürchten. In der Regel ersetzen Geldinstitute in Deutschland solche Schäden - vorausgesetzt, Kunden sind sorgfältig mit Karte und PIN umgegangen.

Doch Betrüger sind erfinderisch: "Eine weitere Betrugsmethode hält zurzeit - leider mit Erfolg - Einzug: das Social-Engineering", warnte Euro Kartensysteme. Dabei geben sich Kriminelle am Telefon oder bei einer Kontaktaufnahme per E-Mail zum Beispiel als Techniker oder Mitarbeiter eines Telekommunikationsunternehmens aus, um Verbraucher dazu zu bringen, vertrauliche Kontoinformationen preiszugeben oder eine bestimmte präparierte Webseite zu besuchen.

Insbesondere Verbraucherinnen und Verbraucher, die sich bemühten, alles gegen Datenmissbrauch zu tun, fallen nach Erkenntnissen von Euro Kartensysteme auf die Masche herein. Mit dieser Methode können Kriminelle sogar die beim Online-Banking inzwischen übliche Zwei-Faktor-Authentifizierung aushebeln. Um Geld zu überweisen, reicht es bei der Zwei-Faktor-Authentifizierung nicht, sich mit Zugangsdaten ins Konto einzuwählen. Der Geldtransfer muss gesondert zum Beispiel über eine mit dem persönlichen Mobiltelefon gekoppelte App der betreffenden Bank freigegeben werden.

Einfach machen es manche Verbraucherinnen und Verbraucher Kriminellen auch immer wieder, indem sie trotz aller Warnungen Karte und PIN zusammen im Geldbeutel aufbewahren. Die Schäden durch Diebstahl oder Verlust von Zahlungskarten in Deutschland summierten sich von Januar bis einschließlich November auf fast 24,7 Millionen Euro. Das waren 50 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Fallzahlen bei Diebstahl und Verlust schnellten um 60 Prozent auf 20 034 in die Höhe.

Hoch sind die Schäden seit Jahren auch bei einer besonders rabiaten Methode der illegalen Geldbeschaffung: Die Sprengung von Geldautomaten habe "in jüngerer Zeit eine besorgniserregende Entwicklung" genommen, bilanzierte das Bundeskriminalamt (BKA) im November. Im Jahr 2021 registrierten die Ermittler bundesweit 392 versuchte Geldautomatensprengungen. In 189 Fällen erbeuteten Täter dabei Bargeld: insgesamt 19,5 Millionen Euro. Hinzu kommen Sachschäden an Gebäuden im mittleren zweistelligen Millionenbereich./ben/DP/he