HANNOVER (dpa-AFX) - Wegen der Versorgungsprobleme bei etlichen wichtigen Medikamenten fordert die Chemie-Gewerkschaft IG BCE den Aufbau einer "strategischen Arzneimittelreserve" für Europa. "Deutschland war einmal die Apotheke der Welt, das sind wir nicht mehr", sagte der Vorsitzende Michael Vassiliadis am Montag in Hannover. Wo möglich, sollten eigene Notbestände zentraler Pharmaprodukte entstehen. "Das muss man jetzt gemeinsam besprechen." Notwendig sei auch eine mehrfach abgesicherte Produktion "versorgungskritischer Wirkstoffe", für die es bisher mitunter nur eine einzige Anlage weltweit gebe.

Bei einigen Grundarzneien wie Schmerzmitteln, aber stellenweise auch bei Krebsmedikamenten gab es zuletzt erhebliche Engpässe. Vassiliadis sagte, auf diesem "strategischen Feld" sei zudem ein Frühwarnsystem hilfreich. Versorgungssicherheit müsse künftig Kernkriterium sein.

Dazu gehöre ebenfalls, dass Preismodelle bei Bedarf angepasst werden können. Der IG-BCE-Chef sprach sich in diesem Zusammenhang für ein "anders organisiertes Verhältnis" von forschenden Pharmakonzernen und Herstellern von Nachahmerpräparaten aus - das Preissystem müsse sich je nach Versorgungslage "flexibilisieren" lassen./jap/DP/jha