BERLIN/BONN (dpa-AFX) - Die Linksfraktion im Deutschen Bundestag hat die Nicht-Nutzung von klimaneutral erzeugtem Strom kritisiert. "Es ist grotesk, dass wir über die Gefahr von Blackouts diskutieren und gleichzeitig Strom im Wert von über 800 Millionen Euro jährlich weggeschmissen wird", sagte Bundestagsfraktionschef Dietmar Bartsch am Montag in Berlin laut einer Mitteilung. Es sei "inakzeptabel", dass dafür Stromkunden über steigende Netzentgelte zur Kasse gebeten würden. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) müsse den schleppenden Netzausbau "endlich" in Gang bringen und die Verbraucher vor solchen Kosten schützen. Zuvor hatte das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) darüber berichtet.

Bartsch bezog sich auf Angaben der Bundesnetzagentur, nach denen die Betreiber von Erneuerbare-Energien-Anlagen 2021 über 807 Millionen Euro an Entschädigungsansprüchen hatten, weil ihr Strom wegen Netzengpässen nicht eingespeist werden konnte. Bei diesem sogenannten Einspeisemanagement handelt es sich um eine Sicherheitsmaßnahme zur Entlastung von Netzengpässen. Den Ausgleich müssen die Netzbetreiber zahlen. Sie legen das Geld über die Netzentgelte auf die Stromkunden um.

93 Prozent der Entschädigungen gingen 2021 an Betreiber von Windkraftanlagen vor allem in Norddeutschland, weitere gut 5 Prozent an Photovoltaikanlagen-Betreiber. Wegen der Netzeingriffe wurden 2021 gut 5800 Gigawattstunden Strom nicht genutzt. Zum Vergleich: Windkraftanlagen in Deutschland speisten 2021 insgesamt 111 500 Gigawattstunden Strom in die Netze ein. Dreistellige Entschädigungszahlungen waren auch schon in den Vorjahren geflossen. 2020 waren es 761 Millionen Euro für gut 6100 Gigawattstunden, ein Jahr zuvor 710 Millionen Euro für 6500 Gigawattstunden./tob/DP/jha