NARVA (dpa-AFX) - In der estnischen Stadt Narva direkt an der Grenze zu Russland ist die Lenin-Statue demontiert und verlegt worden. Die Skulptur des kommunistischen Revolutionsführers war vor 65 Jahren zu Sowjetzeiten in der drittgrößten Stadt des heutigen baltischen Staates errichtet worden, der inzwischen zur EU und Nato gehört. Sie wurde nun zur Aufbewahrung in das gut 200 Kilometer entfernte Estnische Kriegsmuseum nördlich der Hauptstadt Tallinn gebracht, wie das Narva-Museum am Mittwoch auf Facebook mitteilte. Im Frühjahr soll das Denkmal für Wladimir Iljitsch Lenin (1870-1924) dem Estnischen Historischen Museum in Tallinn übergeben werden, in dem es eine Freiluft-Ausstellung mit Statuen aus der Sowjetzeit gibt.

Die rund vier Meter hohe Bronze-Statue für den Anführer der Oktoberrevolution von 1917 und späteren Begründer der Sowjetunion war in Narva ursprünglich am 7. November 1957 enthüllt worden. Nach der wiedererlangten Unabhängigkeit Estlands wurde sie 1993 vom zentralen Peetri-Platz verlegt in eine Ecke des Innenhofs der Hermannsfeste - der größten Sehenswürdigkeit von Narva, dessen Bevölkerung zu mehr als 90 Prozent aus ethnischen Russen besteht.

In Estland entbrannte nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar eine öffentliche Debatte über die Entfernung sowjetischer Denkmäler aus dem öffentlichen Raum. Anders als die im Sommer erfolgte Verlegung eines umstrittenen Sowjetpanzer-Monuments aus Narva war der Abbau der Lenin-Statue wegen der anstehenden Renovierung des Burghofs schon vor einigen Jahren beschlossen worden - allerdings ohne Folgelösung für deren Verbleib. Zuletzt sprachen sich einige Bewohner von Narva dagegen aus, dass das Denkmal die Stadt verlässt.

Estland war im Zweiten Weltkrieg abwechselnd von der Sowjetunion und Deutschland besetzt. Nach Kriegsende blieb der Baltenstaat bis 1991 unfreiwillig Teil der Sowjetunion./awe/DP/stw