LONDON (dpa-AFX) - Wegen der Zwangsinstallation von Vorkassezählern für den Gasverbrauch sind mehrere britische Versorger in die Kritik geraten. Die Aufsichtsbehörde Ofgem forderte die Unternehmen am Freitag auf, ihre Richtlinien zu überprüfen und ihr Vorgehen zu ändern. Die Schwergewichte British Gas und EDF kündigten an, die Installation der "prepayment meter" mit Hilfe von Vollstreckungsbefehlen auszusetzen.

Der Chef der British-Gas-Mutter Centrica , Chris O'Shea, zeigte sich entsetzt. Ein Subunternehmen sei verantwortlich, aber er übernehme die Verantwortung, sagte O'Shea der BBC. Die Zeitung "Times" hatte berichtet, Mitarbeiter mindestens eines Subunternehmens seien sogar in Wohnungen eingebrochen, um die Zähler zu installieren.

In Großbritannien gibt es noch immer zahlreiche Verbraucher, die vorab für ihren Gasverbrauch bezahlen müssen. Allein der Marktführer British Gas hat etwa 1,5 Millionen solcher Kunden, wie die BBC berichtete. Werden Rechnungen nicht beglichen, kann der Versorger das Gas abstellen. Die Energiepreise sind in Großbritannien wie vielerorts vor allem wegen der Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine enorm gestiegen. Derzeit erhalten alle Haushalte eine staatliche Unterstützung für die Energiekosten. Diese wird von April an deutlich sinken.

Britischen Medien zufolge ist es unklar, ob die Behörden die zwangsweise Umstellung von Verbrauchern auf Vorkassezähler verbieten werden. In vielen Fällen sei dies die einzige Möglichkeit sicherzustellen, dass Kunden für ihren Verbrauch aufkommen könnten. Der frühere Ofgem-Chef Dermot Nolan wies darauf hin, dass die Kosten für unbezahlte Rechnungen auf alle anderen Haushalte umgeschlagen würden und ein Verbot von Vorkassezählern die Preise weiter antreiben könnte./bvi/DP/stw