MOSKAU (dpa-AFX) - Der Kreml hat Polen eine irreführende Informationspolitik zum Raketeneinschlag im Grenzgebiet zur Ukraine vorgeworfen. Die polnische Führung habe jede Möglichkeit gehabt, sofort zu sagen, dass es um Teile eines Flugabwehrsystems S-300 geht, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch in Moskau. "Dann hätten alle Experten sofort verstanden, dass es keine Rakete sein kann, die etwas mit den russischen Streitkräften zu tun hat", wurde Peskow in russischen Nachrichtenagenturen zitiert.

Das polnische Außenministerium hatte am Dienstagabend von einer "Rakete aus russischer Produktion" gesprochen. Das zu sowjetischen Zeiten entwickelte Flugabwehrsystem S-300 ist aber auch in der Ukraine im Einsatz. Nach Angaben von US-Präsident Joe Biden gibt es Hinweise darauf, dass es sich um eine Flugabwehrrakete aus der Ukraine handelt - das teilte Biden nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur bei einem Krisentreffen mit anderen Staats- und Regierungschefs von Nato- und G7-Staaten mit. Die Rakete war in dem grenznahen polnischen Dorf Przewodow eingeschlagen. Durch eine Explosion dort kamen zwei Menschen ums Leben.

Die Besorgnis im Westen wegen des Vorfalls nannte Peskow "eine weitere hysterische, zügellos russophobe Reaktion". Der Kremlsprecher nahm allerdings die USA aus: Deren Reaktion sei zurückhaltender und professioneller gewesen als in Polen und anderen Ländern./fko/DP/jha