BERLIN (dpa-AFX) - Nach der langwierigen Auseinandersetzung über die Atomfrage hat der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil Geschlossenheit der Ampel-Partner angemahnt. "Der tagelange Streit um die Atomkraftfrage hat viele Menschen in diesem Land genervt. Sie erwarten von der Regierung, dass sie Probleme löst und nicht, dass sie Probleme öffentlich zur Schau stellt. Damit muss jetzt Schluss sein," sagte Klingbeil dem Internetportal "Web.de News" (Mittwoch). "Wir haben riesige Verantwortung."

Das Land stehe vor einer der schwersten Krisen seit Jahrzehnten. Es bestehe wegen der hohen Energiepreise die Gefahr, dass Entscheidungen gegen Investitionen in Deutschland getroffen werden. "Die Regierung wird daran gemessen, ob wir es schaffen, die Industrie überlebensfähig zu machen."

Über die Linie seiner Partei in der Atomkraftdebatte sagte der SPD-Chef, diese sei immer klar gewesen: "Wir wollen raus aus der Atomenergie." Man sei stolz, den Ausstieg beschlossen zu haben. In der jetzigen Situation müsse man aber auch pragmatisch entscheiden. "Rote Linien haben wir nie definiert. Das ist natürlich nicht so spektakulär wie die Laufzeitverlängerung oder den sofortigen Ausstieg zu fordern. In einer Krise ist der Weg der Vernunft vielleicht nicht der lauteste, aber der sinnvollste", sagte Klingbeil.

Nach dem Scheitern der tagelangen Bemühungen um einen Kompromiss im Atom-Streit vor allem zwischen Grünen und FDP hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Montag von seiner Richtlinienkompetenz Gebrauch gemacht. Er wies die zuständigen Minister an, Gesetzesvorschläge zu machen, damit die drei Kernkraftwerke Isar 2, Neckarwestheim 2 und Emsland über das Jahresende hinaus bis zum 15. April 2023 weiterlaufen können./kli/DP/zb