WASHINGTON (dpa-AFX) - Russland setzt seine massiven Deportationen von Ukrainern in den von Moskau besetzten Gebieten nach Einschätzung unabhängiger Experten fort. Die russischen Behörden hätten offen zugegeben, Kinder aus den besetzten Gebieten der Ukraine zur Adoption an russische Familien auf eine Weise zu vermitteln, die einen Verstoß gegen die Konvention zur Verhütung und Bestrafung des Völkermordes darstellen könnte, schrieb die Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) mit Sitz in Washington am Samstagabend (Ortszeit).

Zudem habe der russische Vizeregierungschef Marat Chusnullin am 14. Oktober erklärt, dass "mehrere Tausend" Kinder aus der Oblast Cherson im Südosten der Ukraine "bereits in anderen Regionen Russlands in Erholungsheimen und Kinderlagern untergebracht sind".

Möglicherweise betrieben die russischen Behörden darüber hinaus eine umfassendere Art der ethnischen Säuberung, indem sie ukrainisches Gebiet durch Deportationen entvölkern und ukrainische Städte mit ins Land gebrachten russischen Bürgern neu besiedelten, schrieb das ISW weiter. Ethnische Säuberungen sind den Experten der Denkfabrik zufolge an sich nicht als Verbrechen im Sinne des Völkerrechts definiert.

Sie seien aber von der Expertenkommission der UN für Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht im ehemaligen Jugoslawien unter anderem definiert worden als "ethnische Homogenisierung eines Gebiets durch Anwendung von Gewalt oder Einschüchterung, um Angehörige bestimmter Gruppen aus dem Gebiet zu vertreiben"./aae/DP/men