TEHERAN (dpa-AFX) - Der frühere iranische Präsident Mohammed Chatami (1997-2005) hat Forderungen nach einem politischen Systemwandel zurückgewiesen und sich für Reformen ausgesprochen. "Ein Umsturz ist weder möglich noch wünschenswert", sagte der 79 Jahre alte Politiker nach Angaben der Nachrichtenagentur Isna am Montag. "Die Fortsetzung der gegenwärtigen Situation wird die Gründe für den sozialen Zusammenbruch erhöhen, die kostengünstigste und nützlichste Lösung ist die Selbstreform des Systems", erklärte Chatami weiter.

Der Ex-Präsident wird dem Reformlager zugeordnet. Dennoch lehnen viele Menschen, die seit Wochen im Land auf die Straßen gehen, die Positionen der Reformpolitiker ab. Bereits in den vergangenen beiden Monaten kritisierten die Demonstranten die Politiker als "Männer des Systems". Ein Großteil der Demonstranten hält Reformen für unmöglich und fordert einen Sturz der Islamischen Republik.

Chatami sagte weiter: "Die neue Generation - die ihre eigene Welt hat

- ist unser großes Kapital für heute und morgen. Wenn wir ihre

Forderungen nicht erfüllen wollen oder können, sollten wir zumindest ihre Mentalität, ihre Hoffnung und ihren Protest verstehen."

Seit knapp zwei Monaten reißen die Proteste im Iran nicht ab. Auslöser war der Tod der iranischen Kurdin Mahsa Amini Mitte September. Die Sittenpolizei hatte die junge Frau am 13. September festgenommen, weil sie gegen die islamischen Kleidungsvorschriften verstoßen haben soll. Sie starb am 16. September im Polizeigewahrsam./arb/DP/jha