LUDWIGSHAFEN (dpa-AFX) - Der unter Druck stehende Chemieriese BASF sucht offenbar mit einer Neuaufstellung für einige seiner Geschäfte den Ausweg aus der Misere. Zu den laufenden Sparprogrammen soll jetzt zusätzlich eine Reihe von Schritten kommen, die kommende Woche auf dem Kapitalmarkttag vorgestellt werden. Dabei gehe es vor allem um die Zukunft der Geschäfte Agrarchemie und Beschichtungen/Lacke (Coatings) im Konzern, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtete. Anleger reagierten begeistert, die Aktie stieg zeitweise klar über fünf Prozent.

Der Kapitalmarkttag findet am 26. und 27. September statt. Investoren haben immer wieder hohe Erwartungen geäußert, dass BASF hier liefern müsse. Der seit Ende April agierende neue BASF-Chef Markus Kamieth will dem Vernehmen nach den BASF-Konzern in Teilen umkrempeln. BASF wollte sich hierzu auf Anfrage von Bloomberg nicht äußern.

Die Agrarchemie solle auf einen möglichen Börsengang in einigen Jahren vorbereitet werden. Laut Bloomberg schätzen Experten den Wert bis auf 20 Milliarden Euro. Für das Geschäft mit Beschichtungen stehen laut dem Bericht möglicherweise Teilverkäufe an oder der Einstieg von Partnern. Zum kriselnden Batteriegeschäft soll es auf dem Kapitalmarkttag ebenfalls neue Aussagen geben.

Bereits im Dezember hatte BASF mit der gestarteten Ausgliederung der Batteriematerialien und der Agrarchemie erste Weichen gestellt. Auch das Lackgeschäft sollte unabhängiger agieren. Einem Verkauf wurde damals eine Absage erteilt. Ebenfalls im Dezember konnte BASF den Verkauf für einen wesentlichen Teil seines Öl- und Gasgeschäft Wintershall Dea erreichen.

Die Aktien stiegen an der Dax-Spitze zuletzt um 3,3 Prozent auf 45,88 Euro, zeitweise notierten die Papiere auf dem höchsten Stand seit Anfang Juni. Die Titel haben seit Frühjahr 2018 stetig nachgegeben und sind weit entfernt von ehemaligen Höchstständen.

BASF hatte im zweiten Quartal die gesunkenen Verkaufspreise und die deutlich schlechteren Geschäfte mit Agrarchemikalien zu spüren bekommen. Zudem belasteten weiterhin negative Währungseffekte, höhere Absatzmengen konnten diese nicht ausgleichen.

Der langjährige Vorstandsvorsitzende Martin Brudermüller hinterließ seinem Nachfolger Kamieth ein schweres Erbe. Im Februar hatte Brudermüller bei der Bilanz-Vorlage ein weiteres milliardenschweres Sparprogramm und einen erneuten Stellenabbau im Stammwerk Ludwigshafen angekündigt. Der größte Produktionsstandort soll neu aufgestellt werden. BASF macht in Deutschland seit zwei Jahren Verlust. Im Fokus steht im gesamten Konzern vor allem eine größere Profitabilität./stk/men/jha/