KIEW (dpa-AFX) - Die ukrainische Polizei geht nach eigenen Angaben mit einer Großaktion gegen Schlepperbanden vor, die illegale Ausreisen für wehrpflichtige Männer organisieren. In der ersten Phase hätten Polizisten und Geheimdienstler gleichzeitig 600 Durchsuchungen in allen Teilen des Landes durchgeführt, teilte die ukrainische Polizeiführung in Kiew auf Telegram mit.

Ziel sei es, "Kanäle für den Schmuggel von Männern im wehrfähigen Alter ins Ausland" zu schließen. Unabhängig überprüfbar waren die Angaben nicht. Die illegalen Ausreisen Hunderttausender Männer sind aber ein Problem für das Land, das sich seit fast drei Jahren gegen einen russischen Angriffskrieg verteidigt und dringend Soldaten braucht. Das Problem hat sich mit der Dauer des Krieges und Misserfolgen der Armee verstärkt.

Flucht kostet Tausende Euro

Wegen des Krieges dürfen Männer zwischen 18 und 60 Jahren die Ukraine nur in Ausnahmefällen verlassen. Die Armee beruft Wehrpflichtige ab 25 Jahren ein. Um dem Militärdienst zu entgehen, versuchen viele Männer, sich mit Schmiergeld an der Grenze die Ausreise zu erkaufen.

Es gibt Erfahrungsberichte von Männern, die sich zu Fuß durch die Karpaten nach Rumänien durchgeschlagen haben. An den Grenzflüssen Dnjestr und Theiß (Tyssa) werden immer wieder Ertrunkene gefunden - mutmaßlich Männer, die aus der Ukraine flüchten wollten. Fluchten, die über Schlepperbanden organisiert werden, kosten Medienberichten zufolge Tausende Euro./fko/DP/men