FRANKFURT/ESSEN (dpa-AFX) - Nach dem angekündigten Rückzug der bisherigen Thyssenkrupp-Vorstandschefin Martina Merz drängt die IG Metall zur Eile. "Jetzt geht es darum, dass wir unter einer neuen Führung schnell ins Handeln kommen", forderte IG-Metall-Vorstand Jürgen Kerner am Montag. Kerner ist bei Thyssenkrupp stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender. Merz hatte am Montag ihren Rückzug angekündigt. Nachfolger soll zum 1. Juni der derzeitige Interimschef des Autozulieferers Norma Group , Miguel Ángel López Borrego (58), werden.

Der neue Vorstandsvorsitzende López Borrego werde nicht viel Zeit zum Einarbeiten haben, sagte Kerner. "Die Probleme liegen auf dem Tisch, die Zeit drängt." Die IG Metall erwarte, dass der Vorstand schnell Lösungskonzepte entwickele und die Arbeitnehmerseite dabei eng einbeziehe: "Wir sind bereit, Zukunftsoptionen für jedes Geschäft zu prüfen, doch wir werden jedes Konzept an der Perspektive für Zukunftsfähigkeit der Geschäfte und die Sicherheit der Arbeitsplätze messen."

Die IG Metall hatte die von Merz forcierte Struktur von Thyssenkrupp als Gruppe weitgehend selbstständiger Unternehmen zuletzt deutlich kritisiert. "Das Konzept der Group of companies ist für uns gescheitert!" hieß es in einem Schreiben der Arbeitnehmerseite an die Thyssenkrupp-Betriebsräte nach der Aufsichtsratssitzung Ende März. In allen Bereichen gebe es Ideen und Konzepte, das Geschäft nach vorne zu stärken. Der Konzern sei aber nicht in der Lage, Perspektiven für alle Geschäfte zu verwirklichen. Seit Monaten fehle ein Gesamtkonzept des Vorstandes. "Seit letztem Herbst hat sich nichts bewegt, und es ist wieder unnötig Zeit verloren gegangen. Das ist nicht akzeptabel!", hatten die IG-Metall-Arbeitnehmervertreter geschrieben./tob/DP/stw