HAMBURG (dpa-AFX) - Die Hamburger Containerrederei Hapag-Lloyd steuert die Ukraine wieder auf dem Seeweg an. Eine Unternehmenssprecherin bestätigte am Donnerstag, dass die Reederei seit Anfang der Woche einen sogenannten Zubringerverkehr durch einen Drittanbieter anbiete. In diesem Rahmen transportiert ein kleineres Containerschiff in erster Linie landwirtschaftliche Güter wie Sonnenblumenöl und Getreide. Das Schiff mit einer Kapazität von 1100 Standardcontainern (TEU) verkehre alle fünf Tage zwischen dem rumänischen Constanta und dem ukrainischen Schwarzmeerhafen Tschornomorsk. Zuvor hatte der NDR berichtet.

Die Hapag-Lloyd-Sprecherin betonte: "Wir haben nie aufgehört, einen Service anzubieten, aber nun wieder auf dem Seeweg." Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine sind viele Häfen nur eingeschränkt oder gar nicht erreichbar. Kremlchef Wladimir Putin hatte die Häfen zunächst monatelang blockieren lassen. Dann wurde der Export von Agrargütern zwischenzeitlich mithilfe eines durch die Vereinten Nationen und die Türkei vermittelten Abkommens gewährleistet. Das ließ Moskau aber im Sommer 2023 auslaufen. Außerdem werden Exportrouten über Land genutzt.

Seit dem vergangenen August hat Kiew eigenständig einen Korridor für die sichere Passage von Handelsschiffen ausgewiesen. Zwar griff Russland seitdem wiederholt Hafenanlagen mit Raketen und Drohnen an. Doch bislang hält die ukrainische Armee russische Schiffe erfolgreich mit Seedrohnen und Antischiffsraketen auf Distanz. Die Ukraine konnte so nach eigenen Angaben in den letzten fünf Monaten des vergangenen Jahres knapp 15 Millionen Tonnen Waren über das Schwarze Meer exportieren. Insgesamt haben demnach 469 Frachter die drei Schwarzmeerhäfen Odessa, Tschornomorsk und Piwdennyj angelaufen.

Die ukrainischen Exportmengen liegen jedoch immer noch weit unter denen vor Beginn der russischen Invasion am 24. Februar 2022. So wurden im Jahr 2021 über alle ukrainischen Seehäfen mehr als 100 Millionen Tonnen exportiert. Die Häfen von Mariupol und Berdjansk am Asowschen Meer sind allerdings inzwischen von russischen Truppen besetzt./klm/DP/jha