KIEL/HAMBURG (dpa-AFX) - Der Kieler Handelsökonom Rolf Langhammer bewertet auch einen nun möglichen reduzierten Einstieg des chinesischen Cosco-Konzerns bei einem Hamburger Hafenterminal kritisch. "Die Entscheidung ist ein gesichtswahrender Kompromiss für beide Seiten", sagte Langhammer am Mittwoch nach Mitteilung des Kiel Instituts für Wirtschaftsforschung (IfW). Das mittelfristige Problem werde aber nicht gelöst. Es bestehe "darin, dass Cosco ein zentraler Akteur in der chinesischen Strategie der digitalen und maritimen Seidenstraße ist."

Zuvor hatte die Bundesregierung Cosco erlaubt, sich mit maximal 24,9 Prozent am Hamburger Terminal Tollerort des Logistikers HHLA zu beteiligen. Ursprünglich hatten Cosco und HHLA allerdings eine 35-Prozent-Beteiligung vereinbart, die nun untersagt wurde.

Der Cosco-Konzern, der auch eine der weltweit größten Containerreedereien betreibt, kann aus Sicht Langhammers über seine vielen Hafenbeteiligungen eine marktbeherrschende Stellung im Bereich der Abwicklung des globalen Warenhandels erreichen. Zudem will Cosco aus Sicht des Ökonomen mit anderen chinesischen Partnern, insbesondere mit der Finanztochter von Alibaba , die Digitalisierung des globalen Transports vorantreiben.

Zudem bleibe offen, ob das Versprechen von Cosco, im Gegenzug zu einer Beteiligung am CTT Hamburg zu einem bevorzugten Umschlagplatz für den Containertransport zu machen, auch unter den veränderten Bedingungen bestehen bleibt. "Ein privatwirtschaftliches Unternehmen könnte dies an sich nicht versprechen, ein Staatskonzern aber doch", so Langhammer. "Und hierin liegt auch ein gewisses Erpressungspotenzial seitens Cosco."/kf/DP/ngu