SCHARM EL SCHEICH (dpa-AFX) - Bei der UN-Klimakonferenz in Ägypten sind 636 Lobbyisten für Öl, Gas und Kohle registriert - 25 Prozent mehr als bei dem Treffen vergangenes Jahr in Schottland. Dies ergab eine am Donnerstag veröffentlichte Datenanalyse der Umweltorganisation Global Witness und des Corporate Europe Observatory. Damit sei die fossile Industrie in Scharm el Scheich stärker vertreten als die zehn am meisten von der drohenden Klimakatastrophe betroffenen Staaten.

Es gebe zudem nur eine staatliche Delegation, die insgesamt mehr Menschen akkreditiert habe: nämlich die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), kritisierte der Bericht weiter. Das kleine Land, das vom Ölexport lebt und die nächste Klimakonferenz im Herbst 2023 ausrichtet, habe 1070 Delegierte registriert - verglichen mit nur 176 im vergangenen Jahr. 70 Personen der aktuellen VAE-Delegation seien als Öl-Lobbyisten einzustufen, dahinter folge Russland mit 33. Dem Report zufolge haben insgesamt 29 der etwa 200 vertretenen Staaten Öl-, Gas- oder Kohle-Lobbyisten in ihren Delegationen.

Die bei der Verbrennung von Gas, Öl und Kohle freigesetzten Treibhausgase wie CO2 sind der Hauptgrund für die Erderhitzung und ihre fatalen Folgen, also immer mehr Dürren, Hitzewellen, Wirbelstürme, Überschwemmungen und den Meeresspiegelanstieg. Ein Sprecher für die Organisationen erklärte: "Die außergewöhnliche Präsenz dieser Industrie-Lobbyisten hier bei diesen Gesprächen ist ein schlechter Witz - auf Kosten der Menschheit und des Planeten. Tabaklobbyisten wären schließlich auch nicht bei Gesundheitskonferenzen willkommen, und Waffenhändler nicht bei Friedenskonferenzen." Phillip Jakpor von der Organisation Public Participation Africa sagte: "Es ist Zeit, die großen Verschmutzer hinauszuwerfen!"/toz/DP/mis