VEVEY/PARIS (dpa-AFX) - Das Jahresende 2023 hat wichtigen Branchengrößen unter den Lebensmittelkonzernen in Europa Auftrieb verschafft. Der Schweizer Lebensmittelgigant Nestle
Wegen der inzwischen rückläufigen Inflation will Nestle die Preise nicht mehr wie bisher anheben, was zulasten des Wachstumstempos gehen könnte. Im Gegenzug hofft Konzernchef Mark Schneider, im laufenden Jahr endlich wieder mehr Produkte verkaufen zu können - so wie schon im Schlussquartal, als das sogenannte interne Realwachstum (RIG) plus 0,4 Prozent betrug. Es setzt sich aus der Verkaufsmenge und Mix-Effekten zusammen.
"Im Jahr 2024 legen wir das Augenmerk hauptsächlich auf Volumenwachstum und Produktmix, gepaart mit einer Stärkung unserer Marken", sagte der Nestle-Lenker laut Mitteilung vom Donnerstag im schweizerischen Vevey. Dafür will er, wie schon im Vorjahr, auf verstärkte Werbung setzen und auch mit neuen Produkten punkten.
Nestle hatte in den vergangenen Quartalen vor allem mit Preiserhöhungen auf gestiegene Materialkosten reagiert. Dies sei ein logischer Schritt gewesen, erklärte Schneider in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. "Wir befanden uns mitten in der stärksten Lebensmittelinflation seit 50 Jahren", sagte er. Inzwischen sei jedoch die Preisspitze erreicht. Die wieder verlangsamte Inflation dürfte sich in der ganzen Branche niederschlagen, glaubt Schneider, indem Preiserhöhungen teils abgeschwächt würden.
Bei Danone machte sich vor allem in der wichtigsten Sparte rund um Milchprodukte und pflanzliche Milchalternativen die Kaufzurückhaltung der Verbraucher bemerkbar, 2023 ging der Absatz spürbar zurück. Angesichts der gestiegenen Preise griffen viele Verbraucher eher zu den günstigeren Eigenmarken der Supermärkte, statt die Markenprodukte von Danone zu kaufen. Immerhin zeichnete sich auch hier im Schlussquartal eine Erholung für die Sparte ab, betonte Danone-Chef Antoine de Saint-Affrique laut Mitteilung am Donnerstag in Paris. Es gebe ermutigende Signale, es sei aber auch weiterhin viel zu tun.
Im laufenden Jahr traut sich der Manager auf vergleichbarer Basis ein Umsatzwachstum zwischen drei und fünf Prozent zu - mehr als Analysten dem französischen Konzern zugestanden hatten. Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz um sieben Prozent auf 27,6 Milliarden Euro. Das Plus hatte Danone mit seinen Marken Alpro, Evian und Aptamil aber nur Preiserhöhungen zu verdanken. Der Absatz ging 2023 leicht zurück, der berichtete Umsatz fiel um 0,2 Prozent.
Auch bei Nestle steht für das Gesamtjahr ein kleines Absatzminus zu Buche. Der Umsatz aus eigener Kraft stieg dank höherer Preise trotzdem um 7,2 Prozent. Jedoch fraß die starke Schweizer Währung diesen Zuwachs wieder auf, der ausgewiesene Konzernumsatz sank um 1,5 Prozent auf 93,0 Milliarden Franken. Im laufenden Jahr peilt Nestle-Chef Schneider ein organisches Umsatzwachstum von "um 4 Prozent" an.
Laut Schneider griffen die Kunden zuletzt weniger im mittelpreisigen Segment zu, während stattdessen Billigware hoch im Kurs gestanden habe. Aber auch höher bepreiste Produkte seien verstärkt gefragt. Dabei konnte der Hersteller von Marken wie Maggi, St. Pellegrino und Kitkat über nahezu sämtliche Produktkategorien hinweg zulegen. Rückläufig entwickelte sich hingegen das Geschäft mit Tiefkühlprodukten. Diese waren bei vielen Herstellern in der Pandemie noch gefragt gewesen, werden aber nun wieder häufiger zugunsten frischer Waren links liegen gelassen. Zudem hatte Nestle in Kanada sein Geschäft mit Tiefkühlgerichten und -pizza eingestellt.
Seine Profitabilität konnte Nestle im vergangenen Jahr konzernweit leicht erhöhen. Der bereinigte operative Gewinn (Ebit) ging zwar um 0,3 Prozent auf 16,1 Milliarden Franken zurück, die entsprechende Marge stieg jedoch um 0,2 Prozentpunkte auf 17,3 Prozent. Für 2024 wird ein hier ein "leichter" Anstieg erwartet.
Unter dem Strich verdiente der Schweizer Konzern 2023 mit 11,2 Milliarden Franken knapp 21 Prozent mehr. Im Jahr 2022 hatten allerdings noch milliardenschwere Wertberichtigungen das Nettoergebnis belastet. Auch musste der Konzern diesmal eine geringere Steuerlast schultern und verbuchte höhere Erträge aus assoziierten Unternehmen.
Auch Danone will 2024 etwas profitabler werden und die bereinigte operative Marge moderat verbessern. Im vergangenen Jahr stieg sie von zuvor 12,2 auf 12,6 Prozent. Der bereinigte operative Gewinn legte in den zwölf Berichtsmonaten im Vergleich zum Vorjahr um 3,1 Prozent auf knapp 3,5 Milliarden Euro zu.
Unter dem Strich ging der Gewinn um 8,1 Prozent auf 881 Millionen Euro zurück, weil sich Danone mit Verlusten aus Russland zurückzog und Abschreibungen fällig wurden. Im Juli hatte sich Russland per Präsidentendekret die Kontrolle über die russische Tochterfirma des französischen Lebensmittelkonzerns gesichert. Zudem schlugen im vergangenen Jahr Wertminderungen im Zusammenhang mit der geplanten Veräußerung des Biomilch-Geschäfts in den USA negativ zu Buche.
Beide Lebensmittelkonzerne wollen ihren Aktionären eine höhere Dividende ausschütten. Nestle möchte 3,00 Franken je Aktie nach 2,95 Franken im Vorjahr auszahlen, es ist die 29. Dividendenerhöhung in Folge. Danone schraubt die Ausschüttung um fünf Prozent auf 2,10 Euro je Aktie nach oben und erreicht damit wieder den Rekordwert von 2019. Die Danone-Aktie bewegte sich infolge der Nachrichten kaum, für die Papiere von Nestle ging es deutlich abwärts./niw/tav/stk