NUSA DUA (dpa-AFX) - Entwicklungsorganisationen haben von den reichen Wirtschaftsnationen mehr Unterstützung für arme Länder und den Kampf gegen wachsenden Hunger gefordert. Vor dem Gipfel der Gruppe der großen Wirtschaftsmächte (G20) auf Bali in Indonesien forderte Oxfam, einkommensschwache Länder zu entschulden, krisenbedingte Profite von Konzernen und hohe Privatvermögen zu besteuern. "Die G20 muss in Bali konkrete Maßnahmen gegen die schockierende soziale Ungleichheit und Rekordgewinne auf Kosten einkommensschwacher Menschen ergreifen", sagte Tobias Hauschild von Oxfam vor dem Treffen Anfang der Woche.

Diese Ungleichheit werde durch die derzeitigen multiplen Krisen dramatisch verschärft. Hauschild forderte einen G20-Aktionsplan. Die Gruppe müsse "dem skandalösen Widerspruch" zwischen der dramatisch steigenden Zahl von Hungernden und Armen und den "sprudelnden Krisengewinnen" etwas entgegensetzen.

Weltweit seien bis zu 828 Millionen Menschen von Hunger betroffen. Doch Konzerne aus den G20-Ländern machten Rekordgewinne. So zahlten deutsche Unternehmen in diesem Jahr so hohe Dividenden aus wie noch nie zuvor. Arme Länder hätten aber 2021 durchschnittlich 27,5 Prozent des Staatshaushalts für die Rückzahlung von Schulden ausgegeben - viermal mehr als für Gesundheitsversorgung und zwölfmal mehr als für soziale Sicherung.

Die G20-Staaten hätten eine besondere Verantwortung, sagte auch Stephan Exo-Kreischer, Direktor der Entwicklungsorganisation ONE. "Weltweit produzieren wir mehr als genug Nahrungsmittel, um jeden Menschen auf der Welt zu ernähren", sagte er. Trotzdem herrsche die schlimmste Hungerkrise seit 40 Jahren. "Die Situation ist mehr als kritisch - und das nicht erst seit Putins Angriffskrieg auf die Ukraine mit ihren Folgen auf Inflation und die Energie- und Nahrungsmittelpreise in der Welt", sagte Exo-Kreischer.

"Der G20-Prozess wurde in diesem Jahr massiv durch die geopolitische Situation erschwert", sagte Friederike Röder von Global Citizen. "Doch das mindert nicht die Verantwortung der G20-Staaten zum Handeln, sondern erhöht sie dramatisch." Als reichste und mächtigste Länder hätten sie die Macht und Verantwortung, Fortschritte im Kampf gegen Klimawandel, Hunger und Armut zu erreichen. Wenn sie aber keine Ergebnisse erreichen könnten, müsse das Fortbestehen des G20-Formats "grundsätzlich in Frage gestellt" werden./lw/DP/mis