KINGSTON (dpa-AFX) - Wenige Monate vor Ablauf einer Frist zur Regulierung des Tiefseebergbaus auf der Hohen See ist der Rat der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) zusammengekommen. Bei der Sitzung, die am Donnerstag auf Jamaika begonnen hat, setzen die 36 Mitgliedstaaten des Rats unter anderem Diskussionen über Detailfragen wie Umweltstandards oder Vorteilsausgleich fort.

Als Sponsor eines Tochterunternehmens des kanadischen Konzerns The Metals Company (TMC) hatte der Inselstaat Nauru im Jahr 2021 angekündigt, einen Antrag auf Tiefseebergbau zu stellen. Nach dem UN-Seerechtsübereinkommen löste er damit eine Zweijahresfrist aus, verbindliche Regularien zu verabschieden. Diese läuft am 9. Juli ab. Danach können Anträge zum Abbau von Rohstoffen in der Tiefsee gestellt werden - auch wenn es bis dahin kein Regelwerk gibt.

Letzteres Szenario halten einige Beobachter für wahrscheinlich. Die Frage, wie dann mit Abbauanträgen zu verfahren wäre, dürfte daher auch ein Thema bei der Ratssitzung sein, die am 31. März endet.

Beim Vorhaben von Nauru und der TMC-Tochter Nori geht es um den Abbau von Manganknollen in der Clarion-Clipperton-Zone im Pazifik zwischen Mexiko und Hawaii. Diese entstehen über Millionen Jahre auf dem Meeresboden in etwa 4000 bis 6000 Metern Tiefe und enthalten Rohstoffe wie Mangan, Kobalt, Kupfer und Nickel. Nach Angaben von TMC ist ihr Abbau wichtig zur Herstellung von Batterien für die Energiewende - Studien der Organisationen Greenpeace und WWF widersprechen dem. TMC argumentiert auch, der Bergbau in der Tiefsee sei umwelt- und sozialverträglicher als an Land.

Forscher haben Schäden an Ökosystemen durch erste Tiefseebergbau-Tests dokumentiert. Weil noch vieles über die möglichen Folgen unbekannt ist, haben sich neben Experten auch einige Staaten und Unternehmen gegen einen voreiligen Beginn des kommerziellen Tiefseebergbaus ausgesprochen. Die Bundesregierung fordert eine "vorsorgliche Pause", bis die Folgen besser erforscht worden sind./nk/DP/nas