FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Notenbankchef Frankreichs spricht sich für weitere Zinsanhebungen zur Bekämpfung der hohen Inflation aus, ab einem bestimmten Punkt aber mit geringerem Tempo. Solange die unterliegende Inflation ihren Höhepunkt nicht erreicht habe, sollte die Europäische Zentralbank (EZB) nicht aufhören, die Leitzinsen anzuheben, sagte Francois Villeroy de Galhau in einem am Montag veröffentlichten Interview mit der Irish Times. Villeroy gehört dem geldpolitischen Rat der EZB an.

Als unterliegende Inflation bezeichnen Ökonomen meist die Kernteuerung ohne Energie und Lebensmittel. Diese war, wie auch die allgemeine Inflation, zuletzt auf einen Rekordstand gestiegen. Die allgemeine Teuerung dürfte laut Villeroy ihren Höhepunkt im Laufe des ersten Halbjahres 2023 erreichen.

Der Franzose deutete die Möglichkeit eines langsameren Straffungstempos an. Das Zinsniveau im Euroraum sei nicht weit von der sogenannten neutralen Rate entfernt, die für relativ ausgewogene Wachstums- und Inflationsrisiken steht. Über diesem Niveau könnte die EZB ihre Zinsen flexibler und möglicherweise langsamer anheben, sagte der Franzose. Wo der Leitzins am Ende des aktuellen Straffungszyklus liege, sei gegenwärtig schwer zu sagen.

Aktuell beträgt der traditionelle EZB-Leitzins 2,0 Prozent. Der seit längerem wesentlich wichtigere Einlagensatz liegt bei 1,5 Prozent. Die EZB hat ihre Leitzinsen in diesem Jahr um insgesamt zwei Prozentpunkte angehoben, zuletzt Ende Oktober um 0,75 Punkte. Hintergrund der raschen Straffung ist die hohe Inflation in der Eurozone, deren Stärke und Hartnäckigkeit die EZB lange unterschätzt hatte./bgf/jsl/stk