CALAIS (dpa-AFX) - In Frankreich formiert sich Widerstand gegen Dumping-Konkurrenz aus Großbritannien beim Fährverkehr über den Ärmelkanal. Das Verkehrsministerium wolle sich so schnell wie möglich mit der neuen britischen Regierung auf einen gemeinsamen Rahmen gegen Sozialdumping verständigen, kündigte der französische Staatssekretär für Meeresangelegenheiten, Hervé Berville, bei einem Treffen mit Reedern kürzlich an. "Das von einigen Schifffahrtsunternehmen im Ärmelkanalverkehr praktizierte Sozialdumping ist inakzeptabel. Diese Akteure liefern sich einen tödlichen Kampf", sagte Berville. Frankreich werde die Kontrolle der Schiffe kurzfristig verstärken.

Im Fokus des Protests steht der britische Fähranbieter P&O Ferries, der seine gesamte Besatzung im Frühjahr überraschend entließ und gegen günstigere Arbeitskräfte austauschte. Die Reederei betreibt auch den Fährdienst zwischen Dover und Calais. Wie die Zeitung "Le Figaro" berichtete, ging im Frühjahr 2021 auf der Ärmelkanalverbindung auch Irish Ferries ins Rennen, das unter zypriotischer Flagge mit gering bezahlten Crews fährt. Diese arbeiten zudem viel länger am Stück als die Besatzungen der französischen Fähren. Für Firmen, die eine illoyale Konkurrenz sowie eine Abwärtsspirale der Preise anheizten, dürfe es keinen Platz geben, sagte der Staatssekretär.

Seit dem Brexit ist die Fahrt über den Ärmelkanal keine EU-interne Verbindung mehr und der Einsatz ausländischer Crews zu viel schlechteren Konditionen erlaubt. Die französischen Reeder bezweifeln zwar, ob der zwischen Calais und Dover nur 28 Kilometer breite Kanal als internationales Gewässer betrachtet werden kann, setzen aber vor allem auf vernünftige Absprachen mit der britischen Seite. Wie die Schifffahrtszeitung "Le Journal de la Marine Marchande" berichtete, hätten die Briten im Juli bereits eine Rahmenvereinbarung erarbeitet zum Schutz von Seeleuten, die mit ihren Schiffen regelmäßig Großbritannien ansteuern, ganz egal, unter welcher Flagge sie fahren./evs/DP/mis