HANNOVER (dpa-AFX) - Das Verhalten der FDP in der Ampel-Koalition ist nach Einschätzung des Politologen Andreas Busch eine Hauptursache für die Wahlschlappe der Partei in Niedersachsen. Die FDP spiele in der Ampel "eine Art Innerregierungs-Opposition", sagte der Professor für Vergleichende Politikwissenschaften und Politische Ökonomie an der Universität Göttingen am Montag der Deutschen Presse-Agentur. "Und das ist offenkundig etwas, das nicht besonders populär ist. Wir können sagen, dass die Unterstützung für die FDP vor allem als Bundespartei stark zurückgegangen ist."

In der gegenwärtigen Krise müssten die Parteien auch über ihren eigenen Schatten springen. "Bei den Grünen ist das bestimmt nicht einfach gewesen, Kohlekraftwerke aus der Reserve zu holen, jetzt auch der Streit um Weiterführung der Atomkraftwerke", sagte Busch. Bei der FDP sei es schwer zu sagen, wo sie in den sauren Apfel gebissen und der Krise entsprechend bestimmte Positionen geräumt habe.

FDP-Chef Christian Lindner hatte das enttäuschende Wahlergebnis seiner Partei in Niedersachsen auf die Koalition mit SPD und Grünen im Bund zurückgeführt. "Denn viele unserer Unterstützerinnen und Unterstützer fremdeln mit dieser Koalition", sagte Lindner. "Wir sind in der Ampel-Koalition aus staatspolitischer Verantwortung, nicht weil SPD und Grüne uns von den inhaltlichen Überzeugungen so nahe stünden."

Dazu sagte der Göttinger Wissenschaftler: "Weiter so zu tun, als ob man nur zu Gast ist in dieser Regierung, das, glaube ich, wird niemandem helfen." Die FDP könne auch nicht glaubwürdig mit dem Ausstieg aus der Ampel drohen, da die CDU immer eine Zwei-Parteien-Regierung vorziehen würde. "Und da ist Schwarz-Grün sehr viel eher im Bereich der Mehrheit als Schwarz-Gelb", sagte Busch. "Deswegen ist es etwas erstaunlich, wenn Herr Lindner weiter diese Opposition in der Regierung spielen will, nur noch etwas härter. Ich glaube nicht, dass das erfolgreich sein wird." Vielmehr müsse die FDP ihr Verhalten in der Ampel ändern und sich insgesamt thematisch und personell breiter aufstellen.

Nach dem vorläufigen Endergebnis scheiterte die FDP bei der niedersächsischen Landtagswahl am Sonntag mit 4,7 Prozent an der Fünf-Prozent-Hürde (2017: 7,5)./cst/DP/stw