BERLIN (dpa-AFX) - Wegen des gewaltsamen Vorgehens gegen Demonstrantinnen und Demonstranten plädiert Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) für einen bundesweiten Stopp von Abschiebungen in den Iran. "Abschiebungen in den Iran sind in der aktuellen desaströsen Menschenrechtslage nicht verantwortbar", sagte Faeser dem "Spiegel". "Ein Abschiebestopp ist der richtige Schritt, über den die Länder schnellstmöglich entscheiden sollten."

Faeser selbst könnte allerdings auch aktiv werden. So hatte ihr Amtsvorgänger Horst Seehofer (CSU) im August 2021 Abschiebungen nach Afghanistan ausgesetzt, als die Taliban dort immer weiter vorrückten.

Das Mullah-Regime im Iran lasse "den friedlichen Protest mit brutaler Gewalt niederschlagen", erklärte Faeser im "Spiegel" weiter. Junge Frauen lehnten sich "mit unfassbarem Mut gegen die Gewalt- und Unterdrückungsherrschaft auf" und riskierten ihr Leben im Kampf für Freiheit. "Alles, was wir hierzulande zum Schutz der mutigen iranischen Zivilgesellschaft tun können, müssen wir tun", sagte sie.

Zuvor hatte Niedersachsen vorerst Abschiebungen in den Iran ausgesetzt. Landesinnenminister Boris Pistorius (SPD) kündigte am Donnerstag an, bei der nächsten Innenministerkonferenz für einen allgemeinen Abschiebestopp werben und einen entsprechenden Beschlussvorschlag einbringen zu wollen. Pro Asyl und die Landesflüchtlingsräte forderten die anderen Bundesländer auf, dem Beispiel Niedersachsens zu folgen.

Auslöser der Demonstrationen im Iran war der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini Mitte September. Die Sittenpolizei hatte sie wegen ihres angeblich "unislamischen Outfits" festgenommen. Was mit Amini danach geschah, ist unklar. Die Frau fiel ins Koma und starb am 16. September in einem Krankenhaus. Kritiker werfen der Moralpolizei vor, Gewalt angewendet zu haben; die Polizei weist das zurück. Seit dem Tod der Frau demonstrieren landesweit Tausende gegen den repressiven Kurs der Regierung der islamischen Republik sowie den Kopftuchzwang./hrz/DP/zb