STUTTGART/BERLIN (dpa-AFX) - Noch immer kümmern sich Frauen einer Studie zufolge deutlich mehr um Haushalt und Kinder als Männer - um das zu ändern, schlagen Fachleute Reformen beim Ehegattensplitting und beim Elterngeld vor. "Das Ehegattensplitting steht der Erwerbsbeteiligung von Zweitverdienern entgegen", sagte die Makroökonomin Nicola Fuchs-Schündeln von der Goethe-Universität Frankfurt der Deutschen Presse-Agentur vor dem Weltfrauentag am 8. März. Vor Wahlen werde das Thema immer wieder diskutiert. Letztlich fehle der politische Wille, an dem Konzept zu rütteln.

"Es gibt Studien, die zeigen, dass in Deutschland das Einkommen von Müttern zehn Jahre nach Geburt des ersten Kindes noch 60 Prozent unter dem Einkommen im Jahr vor der Geburt lag", sagte sie. Das liege vor allem daran, dass Frauen nach der Geburt weniger erwerbsmäßig arbeiteten. In Ländern wie Dänemark oder Schweden liege der Wert hingegen nur bei 20 Prozent, in den USA oder in Großbritannien bei 40 Prozent. "Deutschland sticht im Ländervergleich vor allem mit dem Steuersystem heraus." Viele Länder hätten zwar ein System der gemeinsamen Besteuerung, aber nicht so extrem wie in Deutschland.

Einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge leistet eine durchschnittliche 35-jährige Frau bis zu neun Stunden sogenannte Sorgearbeit pro Tag - Männer in der Altersklasse nur ein Drittel davon. Während sich diese Lücke im Lebensverlauf wieder etwas schließe, bleibe die Lohnlücke, der sogenannte Gender Pay Gap, konstant hoch. Als Grund nennen die Forscherinnen die ungleiche Aufteilung der Arbeit zuhause, höhere Teilzeitquoten und längere andauernde Elternzeit von Frauen.

Eine Voraussetzung, um das zu ändern, sei der weitere Ausbau der Kinderbetreuung, sagte die Mitautorin und Leiterin der Forschungsgruppe Gender Economics am DIW, Katharina Wrohlich, der dpa. Da sei in der Vergangenheit viel passiert, der Mangel bleibe aber bestehen. Auch die Subventionierung von Minijobs in Kombination mit dem Ehegattensplitting fördere die ungleiche Aufteilung. Und auch das Elterngeld müsse reformiert werden: "Wir wissen aus der Forschung, dass wenn Väter in Elternzeit gehen, sich die Sorgearbeit und speziell die Kinderbetreuung gleichmäßiger aufteilt."

In der Studie plädieren die Autorinnen daher für eine schrittweise Erhöhung der Partnermonate von derzeit zwei auf sieben Monate. Sprich: Wenn Paare statt zwölf Monaten vierzehn Monate Elterngeld beziehen wollen, sollte es demnach nicht mehr ausreichen, wenn ein Partner zwei Monate Elternzeit nimmt - sondern die Eltern sollten sich die Zeit gleichmäßig aufteilen. Eine Erhöhung von derzeit zwei auf drei Monate hat sich die Bundesregierung auch in ihrem Koalitionsvertrag vorgenommen. Zum aktuellen Stand des Vorhabens äußerte sich das Bundesfamilienministerium nicht./dhu/DP/zb