MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die Sommerreifensaison steht bevor und wer beim Wechsel neue Reifen braucht, muss wahrscheinlich mehr bezahlen. Doch dazu, wie stark es nach oben gegangen ist, geben von der Deutschen Presse-Agentur befragte Experten abweichende Bewertungen ab. Das kann allerdings auch an unterschiedlichen Erhebungsmethoden liegen.

Den vergleichsweise stärksten Anstieg sieht das Portal Check24 beim Vergleich der 100 dort beliebtesten Sommerreifen. Von März 2022 bis März 2023 sind deren Preise im Schnitt um 14,8 Prozent gestiegen, das allerdings mit teils sehr großen Unterschieden zwischen den einzelnen Anbietern. Als Grund dafür sieht man dort vor allem die gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise.

Bei der Plattform Alzura Tyre24, auf der Händler Reifen kaufen können, sieht Chef und Gründer Michael Saitow dagegen nur einen Anstieg von rund vier Prozent. "Dies ist eine normale jährliche Steigerung", sagt er und prognostiziert: "Steigerungsraten wie im vergangenen Jahr von teilweise über 20 Prozent wird es in diesem Jahr nicht geben." 2022 Jahr sei das Geschäft sehr volatil gewesen. "In diesem Jahr wird sich das wieder regulieren, davon bin ich überzeugt."

Beim ADAC heißt es: "Die Reifenpreise haben durchaus in einzelnen Größen und bei einzelnen Marken moderat angezogen." Allerdings lägen Steigerungen insgesamt nicht auf dem allgemeinen Inflationsniveau, denn es gebe einen ausgeprägten Konkurrenzkampf au dem Markt. Wer einen Reifen brauche, werde nicht gezwungen sein, einen hohen Preis zu zahlen.

Grundsätzlich rät der Verkehrsclub eher davon ab, zu besonders billigen Reifen zu greifen. Beim jüngsten Reifentest hätten die günstigsten Exemplare besonders schlecht abgeschnitten. Allerdings habe auch nicht jeder teure Reifen gut abgeschnitten. In der weit verbreiteten Reifengröße 205/55 R16, die in der Kompaktklasse typisch ist, habe es gute Exemplare in einer Preisspanne von 82 bis 120 Euro gegeben.

Beim Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV) heißt es, es gebe zu viele kontroverse Einflussfaktoren um die Preisentwicklung abzuschätzen. Angesichts der rückläufigen Verkäufe im vergangenen Jahr könne es aber nicht unerhebliche Lagerbestände bei Industrie, Großhandel und Handel geben. Und auch der Reifenhersteller Continental hält sich bedeckt: "Eine pauschale Aussage über die Entwicklung von Reifenpreisen können wir nicht treffen", heißt es dort.

Wer auf Sommerreifen umsteigt, muss dabei aber nicht nur den Preis sondern auch das Wetter beachten. Der ADAC rät, erst bei stabil wärmeren Temperaturen zu wechseln./ruc/DP/he