BOCHUM (dpa-AFX) - Nordrhein-Westfalen bietet nach Einschätzung von Experten ein großes Potenzial für die Nutzung von Erdwärme. "Mehr als ein Viertel des kommunalen und industriellen Wärmebedarfs könnte über tiefe Geothermie versorgt werden", sagte der Institutsleiter der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie (IEG), Rolf Backe, am Mittwoch in Bochum. Bislang habe es in NRW aber kaum tiefe Bohrungen gegeben.

Bei der Tiefengeothermie wird oft mehrere Kilometer tief in die Erde gebohrt, um dort Wärme zu gewinnen. Pro Kilometer rechnen Experten mit einem Temperaturanstieg von etwa 30 Grad. Bis zu 80 000 Haushalte könnten laut IEG mit einer einzigen Geothermie-Anlage beheizt werden. Bislang sei eine Anlage für viele Kommunen jedoch zu teuer und das Risiko zu hoch.

In Nordrhein-Westfalen mangele es noch an geologischen Daten zum Untergrund, sagte Bracke. Durch Daten aus dem Steinkohlenbergbau kenne man zwar in vielen Gegenden den ersten Kilometer unter der Erde, doch "darunter ist unbekanntes Terrain". Deshalb müsse zuerst der Untergrund erforscht werden.

Dabei sei der Staat gefordert. Nur durch Unterstützung von Forschungsprojekten könne Stadtwerken, Industrieunternehmen und Geldgebern das Risiko genommen werden, Geothermie-Projekte zu realisieren.

Bracke äußerte sich insgesamt zuversichtlich: Die Rhein-Ruhr-Region mit ihrer starken Tradition als Energie-, Industrie- und Bergbaustandort habe alles, um die Herausforderungen der Wärmewende zu meistern. "Die Geothermie wird wirtschaftlich mit der Erdgasversorgung konkurrieren können."/utz/DP/men