BERLIN (dpa-AFX) - In den vergangenen Wochen gab es wieder vermehrt Berichte zu Engpässen bei Arzneimitteln und steriler Kochsalzlösung. Zu beachten sei dabei, dass nicht jeder Engpass eine Versorgungslücke bedeute, erklärte Ulrike Holzgrabe von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. "Wenn bestimmte Blutdruckmittel mal schwer zu bekommen sind, ist das kein Versorgungsproblem." Es sei leicht möglich, auf andere Arzneimittel auszuweichen.

Eine Versorgungslücke gebe es erst dann, wenn diese Möglichkeit fehle. "Hochproblematisch sind zum Beispiel Engpässe bei Antibiotika", erklärte die Seniorprofessorin für pharmazeutische und medizinische Chemie. Ein Umstieg auf ein anderes Antibiotikum sei immer nur die zweitbeste Therapie. Ebenfalls nur schwer zu ersetzen seien Salbutamol zur Behandlung von Asthma oder Atomoxetin gegen ADHS. "Beide Arzneien waren zuletzt von Engpässen betroffen."

Knapp 500 Medikamente betroffen

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) führt eine Datenbank, in die Hersteller Lieferengpässe für versorgungskritische Arzneimittel eintragen. Ein Lieferengpass ist laut BfArM eine über zwei Wochen hinausgehende Unterbrechung einer üblichen Auslieferung oder eine deutlich erhöhte Nachfrage, die das Angebot übersteigt. Am 10. Oktober waren dort knapp 500 Medikamente gelistet.

Damit habe sich die Zahl der Meldungen seit dem vergangenen Jahr kaum verändert, sagte David Francas von der Hochschule Worms: Im Juni 2023 seien es rund 480 Engpässe gewesen. Positiv zu vermerken sei, dass der stetige Anstieg der Lieferengpässe seit 2017 aktuell gebremst scheine. Auch Francas betonte, dass nicht jeder Engpass für Patienten gleichermaßen bedeutsam sei./kll/DP/zb