ROSTOCK (dpa-AFX) - Nach Aussage des Leiters des Thünen-Instituts für Ostseefischerei in Rostock sorgt der Ukraine-Krieg zu Problemen bei der Festlegung von Fischfangmengen. Schon in der Vergangenheit habe es nur sporadische Verhandlungen mit Russland über die gemeinsame Festsetzung von Quoten gegeben, sagte Christopher Zimmermann der Deutschen Presse-Agentur. "Das ist jetzt komplett zum Erliegen gekommen. Also es gibt letztlich keine abgestimmte Höchstfangmenge."

Dass die tatsächlichen Fangmengen Russlands unbekannt seien, werde auch kommende Woche auf EU-Ebene bei der Festlegung von Fangmengen für die Ostsee eine Rolle spielen. Es gebe Stimmen, die sich dafür aussprächen, vorsichtshalber größere Mengen für Russland einzukalkulieren. Andere sagten: "Ja, aber dann belohnen wir die Russen ja sozusagen dafür, dass sie nicht verhandeln." Zimmermann erwartet, dass es insgesamt gemessen an den Beständen auf etwas zu hohe Fangmengen hinauslaufen werde.

Nach Moskaus Angriff auf die Ukraine war nach Aussage Zimmermanns Russland im April aus dem Internationalen Rat für Meeresforschung ausgeschlossen worden. Zuvor sei es zu Problemen in der Zusammenarbeit gekommen. Im Barentsmeer werde der Ausschluss zu noch größeren Problem sorgen als in der Ostsee, weil Russland hier viel größere Fanganteile habe.

Anfang kommender Woche wollen die zuständigen EU-Minister Höchstfangmengen für die Ostsee für das kommende Jahr festlegen. Es wird erwartet, dass in der westlichen Ostsee Dorsch weiterhin nicht gezielt und Hering nur in Ausnahmefällen gefangen werden darf. Den Beständen haben Überfischung, Überdüngung und die Klimaerwärmung zugesetzt. Drastische Beschränkungen für ihre ehemaligen "Brotfische", die wesentlich den Lebensunterhalt der Ostseeküstenfischer sicherten, haben diese in eine tiefe Krise gestürzt./chh/DP/zb