FRANKFURT (dpa-AFX) - Ex-Bundesbank-Präsident Jens Weidmann ist auf dem Sprung an die Aufsichtsratsspitze der Commerzbank . Das Kontrollgremium des Geldhauses habe sich einstimmig dafür ausgesprochen, Weidmann zu seinem Vorsitzenden zu wählen, sofern dieser wie vorgesehen von der Hauptversammlung am 31. Mai in den Aufsichtsrat gewählt werde. Das teilte der Frankfurter MDax -Konzern am Mittwoch einen Tag vor seiner Bilanzvorlage mit.

Bereits im November hatte die Commerzbank öffentlich gemacht, dass Weidmann der Wunschkandidat des scheidenden Aufsichtsratsvorsitzenden Helmut Gottschalk ist. "Es freut mich, dass mein Vorschlag im Aufsichtsrat sowohl seitens der Anteilseigner als auch seitens der Arbeitnehmer auf breite Zustimmung trifft", ließ sich Gottschalk nun in der Mitteilung der Bank zitieren. "Es war mir wichtig, eine weithin respektierte Persönlichkeit für meine Nachfolge zu finden."

Weidmann kennt die Commerzbank aus schwierigen Zeiten: Als das Institut sich in der Finanzkrise 2008/2009 mit der Dresdner-Bank-Übernahme übernommen hatte und mit Steuermilliarden vor dem Kollaps bewahrt werden musste, war Weidmann als einer der führenden Berater der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Leiter der Abteilung Wirtschafts- und Finanzpolitik im Kanzleramt. Der gebürtige Solinger gehörte damit zu der Gruppe von Spitzenbeamten, die Rettungspakete für strauchelnde Banken schnürten. Seit der Finanzkrise ist der Bund größter Einzelaktionär der Commerzbank mit aktuell 15,6 Prozent Anteil.

Im Alter von 43 Jahren übernahm Weidmann im Mai 2011 als bisher jüngster Bundesbank-Präsident aller Zeiten den Posten bei der Notenbank in Frankfurt von Axel Weber, der im Streit über die Anti-Krisenpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) hingeworfen hatte. Auch Weidmann warnte als Mitglied des EZB-Rates stets vor einer zu ausufernden Geldpolitik. Die Weichen für den beruflichen Wechsel stellte der promovierte Volkswirt Weidmann Ende 2021: Zum 31. Dezember 2021 trat er als Bundesbank-Präsident zurück./ben/DP/jha