FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Euro ist am Mittwoch wieder über die Marke von 1,10 US-Dollar gestiegen. Am Mittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,1055 Dollar und damit gut einen halben Cent mehr als am Morgen. Das Mitte April markierte Hoch seit gut einem Jahr liegt nicht mehr weit entfernt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuletzt am Dienstagnachmittag auf 1,1022 Dollar festgesetzt.

Unterstützung erhält der Euro seit einiger Zeit von der Aussicht auf weitere Zinsanhebungen der EZB. Zuletzt sagte Kroatiens Notenbankchef Boris Vujcic der slowenischen Zeitung Delo (Mittwoch), die EZB müsse die Zinsen weiter anheben. Die Inflation gehe zwar zurück, aber die Kerninflation sei hartnäckig hoch. "Uns bleibt nichts anderes übrig, als die Zinsen weiter zu erhöhen. Das müssen wir tun, bis wir eine Trendwende sehen." Kroatien ist das jüngste Mitglied des Euroraums, das Land ist Anfang 2023 beigetreten.

An den Finanzmärkten wird derzeit verstärkt auf geldpolitische Äußerungen geachtet, weil der kurzfristige Kurs der EZB nicht ganz klar ist. In der kommenden Woche treffen sich die Währungshüter zu ihren regelmäßigen Beratungen. Eine kleinere Zinsanhebung scheint nach jüngsten Äußerungen aus der Zentralbank ebenso möglich zu sein wie eine größere Anhebung.

Weil die Leitzinsen in den USA künftig weniger deutlich steigen dürften als in der Eurozone, rechnen Fachleute mit weiteren Kursgewinnen für den Euro. Die Aussicht auf eine Rezession in den Vereinigten Staaten und der kleiner werdende Zinsvorsprung zur Eurozone deuteten auf einen stärkeren Euro hin, heißt es in einem Kommentar des Analysehauses Pantheon Macroeconomics. Der schmelzende Zinsunterschied allein rechtfertige einen Eurokurs von 1,30 Dollar. Aufgrund höherer politischer Risiken im Euroraum sei aber eher von einem Kurs von 1,15 Dollar zur Jahresmitte auszugehen./bgf/jsl/mis