NEW YORK (dpa-AFX) - Der Euro ist am Mittwoch nach dem Wahlsieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl deutlich unter Druck geraten. Erstmals seit Ende Juni fiel er kurzzeitig unter 1,07 US-Dollar. Die europäische Gemeinschaftswährung erholte sich anschließend ein wenig und kostete im New Yorker zuletzt 1,0735 Dollar.

Auf die Entlassung von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) durch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Abend und die Ankündigung von Vertrauensfrage und Neuwahlen in Deutschland reagierte der Euro nicht.

Vor der Veröffentlichung der ersten Wahlergebnisse aus den USA hatte der Euro noch 1,0930 Dollar gekostet, bevor eine allgemeine Dollar-Stärke einsetzte. Auch zu allen anderen wichtigen Währungen legte die US-Währung zu. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Mittwoch auf 1,0695 (Dienstag: 1,0897) US-Dollar festgesetzt, der Dollar somit 0,9350 (0,9176) Euro gekostet.

Donald Trump kehrt nach vier Jahren ins Weiße Haus zurück. Er stellte für seine zweite Amtszeit unter anderem hohe Einfuhrzölle und Steuersenkungen in Aussicht.

"Niedrigere Unternehmenssteuern und höhere Zölle haben auch Implikationen für die US-Geldpolitik", kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. So würden niedrigere Steuersätze das Wachstum befördern und höhere Zölle die Inflation antreiben. "Käme es so, müsste auch die US-Notenbank Fed von ihren geplanten Zinssenkungen Abschied nehmen", schreibt Gitzel. Dies würde tendenziell den Dollar stützen.

Der Wahlausgang dürfte nach Einschätzung der Dekabank die Erwartungen schüren, dass die wirtschaftliche Schwäche in Europa anhalten oder sich verstärken werde. "Entsprechend dürften Zinssenkungserwartungen für die EZB zunehmen", heißt es in einem Kommentar. "Sollte Trump seine Ankündigungen mit Blick auf Zölle und Nato umsetzen, wird dies für die Eurozone deutlich steigende Investitionen in Verteidigung aber auch zur Verbesserung seiner Wettbewerbsfähigkeit erfordern." Dies dürfte auch zu einer höheren Verschuldung führen.

Die in Deutschland im September deutlich gestiegenen Auftragseingänge der Industrie spielten in diesem Umfeld keine Rolle. Der Anstieg war deutlich stärker als erwartet. "Das ist eine Entwicklung, die endlich einmal Hoffnung macht auf eine Belebung im Verarbeitenden Gewerbe", kommentierte Analyst Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg. Allerdings dürfte der heimischen Industrie unter einer erneuten Präsidentschaft von Donald Trump in den USA der Wind demnächst wieder stärker ins Gesicht blasen./ajx/jsl/he