FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Kurs des Euro ist am Donnerstag auf den tiefsten Stand seit April gefallen. Die Gemeinschaftswährung litt unter einer breit angelegten Stärke des US-Dollar und sank bis auf 1,0900 Dollar. Dies war der tiefste Stand seit Mitte April. In der Nacht zum Donnerstag hatte der Euro noch bei 1,10 Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0930 (Mittwoch: 1,0950) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9149 (0,9132) Euro.

Die Anleger am Devisenmarkt beschäftigt weiterhin die Frage, wie die US-Notenbank Fed auf die am Vortag veröffentlichten Inflationsdaten reagieren wird. Im April hatte sich die Teuerung zwar auf hohem Niveau weiter abgeschwächt, allerdings nur leicht. Für die Fed stellt sich daher die Frage, ob sie auf weitere Zinsanhebungen verzichten will. An den Finanzmärkten wird sogar über Zinssenkungen in diesem Jahr spekuliert.

In der Diskussion meldete sich nun der Präsident der regionalen Fed in Richmond, Thomas Barkin, zu Wort. Der Notenbanker betonte, dass die Inflation hartnäckig hoch bleibe. Die Einschätzung Barkins spricht für eine eher restriktive Haltung der Fed und ließ den Dollar gegenüber allen anderen wichtigen Währungen steigen.

"Die Fed dürfte bei einer derart langsam fallenden Inflationsrate, die noch weit über dem Inflationsziel liegt, kaum auf den Gedanken kommen, im Herbst schon wieder den Leitzins zu senken", kommentierte Antje Praefcke, Devisenexpertin bei der Commerzbank. Es müsse noch einiges mehr an Abschwächung kommen, damit die Fed ihre Zinsen senke. Die Unsicherheit um die Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA dürfte jedoch laut Praefcke zunächst eine deutlichere Erholung des Dollar verhindern.

Die am Nachmittag veröffentlichen Wirtschaftsdaten aus den USA deuten jedoch darauf hin, dass die bisherigen Leitzinsanhebungen zumindest langsam ihre Wirkung entfalten. So schwächte sich der Auftrieb bei den Erzeugerpreisen im April stärker als erwartet ab. Zudem sind die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe auf den höchsten Stand seit Oktober 2021 gestiegen. Ein schwächerer Arbeitsmarkt vermindert den Lohndruck und so auch die Inflation. Die Daten belasteten den Dollar jedoch nur kurzzeitig.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,86795 (0,86813) britische Pfund, 146,54 (148,18) japanische Yen und 0,9758 (0,9771) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold wurde am Nachmittag in London mit 2015 Dollar gehandelt. Das sind etwa 14 Dollar weniger als am Vortag./jsl/la/he