FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kurse deutscher Bundesanleihen haben trotz einer weiteren Leitzinserhöhung durch die Europäische Zentralbank (EZB) drastisch zugelegt. Bis zum frühen Abend stieg der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future um 1,83 Prozent auf 139,37 Punkten.

Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen fiel im Gegenzug um 0,21 Prozentpunkte auf 2,06 Prozent. In allen Ländern der Eurozone gaben die Renditen stark nach. Besonders deutlich in Italien. Dort fiel sie um 0,40 Punkte auf 3,88 Prozent.

Am Nachmittag hatte die EZB wie allgemein erwartet den Leitzins zur Eindämmung der Inflation um 0,50 Prozentpunkt auf 3,0 Prozent angehoben. Außerdem machten die Währungshüter klar, dass im März ein weiterer Zinsschritt von 0,50 Prozentpunkte erfolgen wird. Trotzdem legten die Anleihekurse stark zu.

Christian Lips, Chefvolkswirt der NordLB, verwies auf Aussagen der EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Diese hatte im Anschluss an die Zinsentscheidung gesagt, dass alle zukünftigen Entscheidungen datenabhängig seien. Lagarde bekräftigte, dass die Inflation zwar weiter "viel zu hoch" sei, die Risiken für die weitere Inflationsentwicklung aber mittlerweile ausgeglichener seien. Nach Einschätzung des Analysten Michael Hewson vom Handelshaus CMC Markets deuten die Aussagen darauf hin, dass die Zeit der Zinserhöhungen dem Ende zugeht.

"Ein großes Armdrücken der Kapitalmärkte mit den Notenbanken hat begonnen", kommentierte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank. "Die Kapitalmärkte drängen die Notenbanken schon wieder zu baldigen Zinssenkungen, aber zumindest die EZB bleibt standhaft bei ihrem Antiinflationskurs." Kater forderte die Notenbanken dazu auf, dem Marktdruck auch bei sinkenden Inflationsraten nicht nachzugeben, denn die unterliegenden Inflationsgefahren bleiben wohl noch länger erhalten./jsl/jha/