FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutsche Bundesanleihen haben am Dienstag bis zum Mittag deutliche Kursverluste erlitten. Der richtungsweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future fiel um 0,79 Prozent auf 135,09 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen stieg im Gegenzug auf 2,35 Prozent. An anderen Anleihemärkten im Euroraum stiegen die Renditen ebenfalls, nachdem sie am Montag stark gefallen waren.

Am Morgen waren sichere Anlagen wie Staatsanleihen wegen der Turbulenzen im US-Bankensektor noch gefragt gewesen. Im Laufe des Vormittags setzte aber eine Entspannung ein. Entscheidende Neuigkeiten in der Krise rund um die kollabierte US-Bank SVB gab es zwar nicht. Allerdings blieben auch weitere Hiobsbotschaften aus, was zur allgemeinen Beruhigung beigetragen haben dürfte.

Ungewiss ist, ob die großen Notenbanken ihren Zinskurs infolge der Bankturbulenzen ändern werden. An diesem Donnerstag entscheidet die Europäische Zentralbank (EZB) über ihre Geldpolitik, in rund einer Woche folgt die US-Notenbank Federal Reserve. An den Märkten sind die Zinserwartungen deutlich gefallen.

So erscheint eine Zinsanhebung um 0,5 Prozentpunkte auf der kommenden Fed-Sitzung in gut einer Woche, wie sie vor den Turbulenzen für möglich gehalten wurde, aktuell kaum vorstellbar. Realistischer dürfte eine kleinere Anhebung oder gar eine Zinspause sein. Einzelne Banken wie das japanische Geldhaus Nomura rechnen mittlerweile mit einer Zinssenkung.

Am Nachmittag richtet sich die Aufmerksamkeit an den Finanzmärkten auf neue Inflationszahlen aus den USA. Vor der Eskalation im US-Bankensektor war den Teuerungsdaten eine entscheidende Bedeutung für den kurzfristigen Kurs der Federal Reserve zugestanden worden. Jetzt lautet die Frage vielmehr, inwieweit die Bankenprobleme der Zentralbank einen Strich durch die Rechnung machen und der Zinskurs geändert wird./bgf/jsl/mis