FRANKFURT (dpa-AFX) - Deutsche Staatsanleihen sind am Montag gesunken und haben damit an die Kursverluste seit Dienstag vergangener Woche angeknüpft. Nachdem sie sich im frühen Handel noch in der Gewinnzone halten konnten, rutschten sie am Nachmittag stark ab. Der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future fiel zuletzt um 1,18 Prozent auf 136,05 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen stieg im Gegenzug auf 2,31 Prozent.

Marktbeobachter verwiesen auf eine Kreisemeldung der Nachrichtenagentur Bloomberg. Demnach soll Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eine bisher von Deutschland vertretene Position aufgeben und gemeinsame EU-Schulden zur Abfederung der Energiekrise unterstützen. Bloomberg verwies auf Personen, die mit der Haltung des Kanzlers vertraut seien. Während die Kurse deutscher Staatsanleihen nach der Meldung stark fielen und die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen um 0,13 Prozentpunkte zulegte, ging die Rendite für italienische Anleihen zurück.

Am Markt für Staatsanleihen bleibt außerdem die Aussicht auf weiter stark steigende Leitzinsen ein bestimmendes Thema, was die Renditen weiter nach oben trieb. Am Freitag hatte ein robuster US-Arbeitsmarktbericht Spekulationen auf weiter stark steigende Zinsen in den USA verstärkt. Die vergleichsweise geringe Arbeitslosigkeit liefert der US-Notenbank Fed den nötigen Spielraum, um mit großen Zinsschritten den Kampf gegen die hohe Inflation fortzusetzen.

Auch in der Eurozone gab es zu Beginn der Woche Hinweise auf deutliche Zinserhöhungen. Das niederländische EZB-Ratsmitglied Klaas Knot hatte sich für starke Zinserhöhungen im Kampf gegen die hohe Inflation ausgesprochen. Es brauche mindestens zwei weitere "signifikante Zinserhöhungen", sagte der Präsident der niederländischen Notenbank in einer Rede in Amsterdam.

Einen besonders starken Anstieg der Renditen zeigte sich am Nachmittag bei britischen Staatsanleihen. Hier gab es in der zehnjährigen Laufzeit einen Sprung um 0,26 Prozentpunkte auf 4,48 Prozent. Die Bank of England passt ihr Stützungsprogramm für den heimischen Anleihemarkt an. Die Zentralbank bekräftigte, wie geplant Mitte Oktober aus dem Ende September aufgelegten Programm aussteigen zu wollen. Da bisher mit etwa fünf Milliarden Pfund deutlich weniger langlaufende Staatsanleihen gekauft worden seien, als nach Ausgestaltung des Programms möglich wären, könne das Ankaufsvolumen in dieser Woche erhöht werden. Zudem stellte die Notenbank ein neues Programm zur Liquiditätssicherung vor./jkr/la/he